Familienfotos.
Ein letzter Zug an der Zigarette, bevor sie die Kippe an der Hauswand ausdrückt. Ihre Freundinnen - die alle rauchen - haben ihr gesagt, es wirke asozial, wenn sie selbstgedrehte Zigaretten raucht. Der Gedanke daran lässt sie lächeln, für einen kurzen Augenblick zeichnen sich die Züge eines blühenden Lebens auf ihrem erkalteten Gesicht ab.
Dort oben sitzt sie, auf der Fensterbank, hinunterstarrend. In die Nacht starrend. In die Ferne starrend. Sie wartet auf die Nacht, vielleicht auf den nächsten Tag. Darauf, dass sich etwas ändert. Oder vielleicht sogar alles.
Im Radio läuft ein Song, irgendwas von The Fugees. Sie steht vom Fensterbrett auf; langsam, ein Bein nach dem anderen. Mit einer beläufigen Handbewegung dreht sie das Radio leiser und geht zur Tür. Das Ohr an die Tür gepresst, den Atem anhaltend, lauscht sie dem Spektakel, dem allabendlichen Schauspiel. Klänge es nicht zu makaber, so wäre man durchaus geneigt, es als Zeremonie zu bezeichnen.
Sie hört Wortfetzen, aus beiden Mündern. Gerede, Geschreie, Geschimpfe. Als sie zur Tür ging, wusste sie, was sie hören würde. Und trotzdem klammerte sie sich an die Hoffnung, an diesen kleinen Silberstreif. Das bange Hoffen, dass es diesen Abend anders sein würde, als all die Abende zuvor. Türen werden geknallt, Geschirr zerschmissen. Es ist immer wieder anders, und doch seit langem kein Unterschied mehr zu erkennen.
Sie dreht das Radio wieder lauter: "One" von U2. Früher hatte ihre Mutter diesen Song geliebt. Und sie hatte es geliebt, ihrer Mutter dabei zuzusehen, wie sie in der Küche stand und diesen Song sang. Doch heute, so viele Jahre später, erscheint ihr der Song wie der reinste Hohn: "We got to carry each other"...
Sie kramt in ihrer Hosentasche und zieht ein Päckchen Tabak heraus, und kurz darauf ein paar Blättchen. Im Stehen dreht sie sich eine weitere Zigarette. Während die Zunge über die Gummierung das Blättchens fährt, streift ihr Blick durchs Zimmer. Dort, über dem Fernseher, hängt ein Poster von Ronan Keating, die linke obere Ecke hat sich vor einigen Wochen schon von der Wand abgelöst. Sie hatte auch schon einmal daran gedacht, das Poster wieder richtig zu befestigen, doch irgendwie gefällt es ihr so. Ihr Blick streift über die Regale mit den verstaubten Büchern, die sie nur vom Titel her kennt, und verharrt für kurze Augenblicke im Spiegel, der ihr gegenüber hängt. Sie blickt in die leeren Augen eines 14jährigen Mädchens, das auf verhängnisvolle Art und Weise stark gealtert schien. Die Ringe unter ihren Augen, die nicht nur vom Schlafmangel kamen, könnten nicht nur Geschichten - nein! - sondern ganze Märchen erzählen. Märchen von einer Prinzessin, gefangen in einem Turm. Die Prinzen sind schon lange tot und sie hofft immer noch auf die Ankunft eines selbigen.
Like a Rolling Stone.
Dort oben sitzt sie, auf der Fensterbank, hinunterstarrend. In die Nacht starrend. In die Ferne starrend. Sie wartet auf die Nacht, vielleicht auf den nächsten Tag. Darauf, dass sich etwas ändert. Oder vielleicht sogar alles.
Im Radio läuft ein Song, irgendwas von The Fugees. Sie steht vom Fensterbrett auf; langsam, ein Bein nach dem anderen. Mit einer beläufigen Handbewegung dreht sie das Radio leiser und geht zur Tür. Das Ohr an die Tür gepresst, den Atem anhaltend, lauscht sie dem Spektakel, dem allabendlichen Schauspiel. Klänge es nicht zu makaber, so wäre man durchaus geneigt, es als Zeremonie zu bezeichnen.
Sie hört Wortfetzen, aus beiden Mündern. Gerede, Geschreie, Geschimpfe. Als sie zur Tür ging, wusste sie, was sie hören würde. Und trotzdem klammerte sie sich an die Hoffnung, an diesen kleinen Silberstreif. Das bange Hoffen, dass es diesen Abend anders sein würde, als all die Abende zuvor. Türen werden geknallt, Geschirr zerschmissen. Es ist immer wieder anders, und doch seit langem kein Unterschied mehr zu erkennen.
Sie dreht das Radio wieder lauter: "One" von U2. Früher hatte ihre Mutter diesen Song geliebt. Und sie hatte es geliebt, ihrer Mutter dabei zuzusehen, wie sie in der Küche stand und diesen Song sang. Doch heute, so viele Jahre später, erscheint ihr der Song wie der reinste Hohn: "We got to carry each other"...
Sie kramt in ihrer Hosentasche und zieht ein Päckchen Tabak heraus, und kurz darauf ein paar Blättchen. Im Stehen dreht sie sich eine weitere Zigarette. Während die Zunge über die Gummierung das Blättchens fährt, streift ihr Blick durchs Zimmer. Dort, über dem Fernseher, hängt ein Poster von Ronan Keating, die linke obere Ecke hat sich vor einigen Wochen schon von der Wand abgelöst. Sie hatte auch schon einmal daran gedacht, das Poster wieder richtig zu befestigen, doch irgendwie gefällt es ihr so. Ihr Blick streift über die Regale mit den verstaubten Büchern, die sie nur vom Titel her kennt, und verharrt für kurze Augenblicke im Spiegel, der ihr gegenüber hängt. Sie blickt in die leeren Augen eines 14jährigen Mädchens, das auf verhängnisvolle Art und Weise stark gealtert schien. Die Ringe unter ihren Augen, die nicht nur vom Schlafmangel kamen, könnten nicht nur Geschichten - nein! - sondern ganze Märchen erzählen. Märchen von einer Prinzessin, gefangen in einem Turm. Die Prinzen sind schon lange tot und sie hofft immer noch auf die Ankunft eines selbigen.
Like a Rolling Stone.
Beko - 5. Aug, 18:23 - in Rubrik:
Keine Meinungen! - Bild Dir Deine Meinung! - 69x gelesen