John Lennons warme Waffe (1:0 für mich nach 15 Minuten).
Vorgeschichte:
An einem regnerischen Julitag saß ich mit beschissener Stimmung und einer Träne im Knopfloch in der Straßenbahn, das Haupt gen Boden gesenkt. Mir gegenüber saß eine weibliche, mir unbekannte Person (geschätztes Alter: Anfang 20).
Geschüttelt von undefinierbarer Trauer erhob ich meinen Kopf und blickte in die Augen meines Gegenübers - und sie lächelte mich an. Nein, das war kein Flirten. Das war einfach ein aufmunterndes Lächeln. Ein warmer Schauer packte mich und ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln. In der nächsten Sekunde (was bin ich nur für ein Freak!) kam mir eine Songtextzeile in den Kopf. Drei Minuten später erreichte die Bahn meine Straßenbahnhaltestelle, ich erhob mich von meinem Platz und flüsterte der Dame ins Gesicht: "Thank you, Stranger, for your therapeutic smile." Ob sie was darauf antwortete, weiß ich nicht. Die Tür schloß schnell und mit der klaren Luft kamen klare Gedanken.
Einen Tag später bekam Löner den Auftrag von mir, ein T-Shirt für mich anzufertigen (er hat die Mittel, arbeitet er doch in einer Werbefirma). Heute lag es auf meinem Stuhl, als ich von der Arbeit kam.
Geschlafen, geduscht, das Shirt angezogen und gehofft. Die Schuhe geschnürt und den ganzen Weg gerannt. Bis zum Einkaufszentrum. An der Kasse las die Kassiererin den Satz auf meiner Brust, während ich bemüht versuchte, das Kleingeld in meiner linken Hand zu zählen. Es war zehn Minuten vor Feierabend (bzw vor Ladenschluss) und die Dame schaute mich an und sprach lächelnd: "Dafür nicht." Wenn man einen Menschen nach einem langen Arbeitstag zum Lächeln bringt, dann kann man sich ruhigen Gewissens schlafen legen, denn der Tag hat sich zwangsläufig gelohnt. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Und das schon nach fünfzehn Minuten.
Ich bedanke mich im Voraus für ein bis dato nicht geschehenes Lächeln, dass sich wenige Sekunden nach der Dankung ereignet. Ein einfacher T-Shirt-Satz als selbsterfüllende Prophezeiung? Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster mit einer solchen Überlegung, aber hey: Sollte ich aus dem Fenster fallen - don't worry. Someone's smile will catch me and build me up again.
Vorne:
Hinten:
»...and I came upon a doctor who appeared in quite poor health.
I said: "There is nothing that I can do for you that you can't do
for yourself."
He said: "Oh yes, you can. Just hold my hand. I think that that would help."
So I sat with him a while and then I asked him how he felt.
He said, "I think I'm cured. In fact, I'm sure.
Thank you, Stranger, for your therapeutic smile."«
(Bright Eyes, "Bowl of Oranges")
An einem regnerischen Julitag saß ich mit beschissener Stimmung und einer Träne im Knopfloch in der Straßenbahn, das Haupt gen Boden gesenkt. Mir gegenüber saß eine weibliche, mir unbekannte Person (geschätztes Alter: Anfang 20).
Geschüttelt von undefinierbarer Trauer erhob ich meinen Kopf und blickte in die Augen meines Gegenübers - und sie lächelte mich an. Nein, das war kein Flirten. Das war einfach ein aufmunterndes Lächeln. Ein warmer Schauer packte mich und ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln. In der nächsten Sekunde (was bin ich nur für ein Freak!) kam mir eine Songtextzeile in den Kopf. Drei Minuten später erreichte die Bahn meine Straßenbahnhaltestelle, ich erhob mich von meinem Platz und flüsterte der Dame ins Gesicht: "Thank you, Stranger, for your therapeutic smile." Ob sie was darauf antwortete, weiß ich nicht. Die Tür schloß schnell und mit der klaren Luft kamen klare Gedanken.
Einen Tag später bekam Löner den Auftrag von mir, ein T-Shirt für mich anzufertigen (er hat die Mittel, arbeitet er doch in einer Werbefirma). Heute lag es auf meinem Stuhl, als ich von der Arbeit kam.
Geschlafen, geduscht, das Shirt angezogen und gehofft. Die Schuhe geschnürt und den ganzen Weg gerannt. Bis zum Einkaufszentrum. An der Kasse las die Kassiererin den Satz auf meiner Brust, während ich bemüht versuchte, das Kleingeld in meiner linken Hand zu zählen. Es war zehn Minuten vor Feierabend (bzw vor Ladenschluss) und die Dame schaute mich an und sprach lächelnd: "Dafür nicht." Wenn man einen Menschen nach einem langen Arbeitstag zum Lächeln bringt, dann kann man sich ruhigen Gewissens schlafen legen, denn der Tag hat sich zwangsläufig gelohnt. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Und das schon nach fünfzehn Minuten.
Ich bedanke mich im Voraus für ein bis dato nicht geschehenes Lächeln, dass sich wenige Sekunden nach der Dankung ereignet. Ein einfacher T-Shirt-Satz als selbsterfüllende Prophezeiung? Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster mit einer solchen Überlegung, aber hey: Sollte ich aus dem Fenster fallen - don't worry. Someone's smile will catch me and build me up again.
Vorne:
Hinten:
»...and I came upon a doctor who appeared in quite poor health.
I said: "There is nothing that I can do for you that you can't do
for yourself."
He said: "Oh yes, you can. Just hold my hand. I think that that would help."
So I sat with him a while and then I asked him how he felt.
He said, "I think I'm cured. In fact, I'm sure.
Thank you, Stranger, for your therapeutic smile."«
(Bright Eyes, "Bowl of Oranges")
Beko - 20. Jul, 22:25 - in Rubrik: Neues von der Front.
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