Nachtragend.
Es war ein wunderschöner Maimorgen. Die Vögel sangen eine mir unbekannte Melodie, die warmen Sonnenstrahlen legten sich über die Häuser, Straßen und Wege. Ich verließ das Haus und schloss die Tür hinter mir. Auf der Straße kam mir meine Nachbarin entgegen, ich lächelte nett und ließ sämtliche von meinen Eltern mir vermittelte Etikette walten: Ich grüßte sie freundlich. Sie sah mich nur verstört an und ich fühlte irgendwie, dass sie mir hinterherblickte.
In der Straßenbahn saß mir ein älteres Ehepaar gegenüber und unterhielt sich angeregt. Aufmerksam versuchte ich Wortfetzen zu erhaschen um mir den Inhalt des Dialoges daraus zusammenzustricken. Sie blickten zu mir herüber und sahen mich erschrocken an; die Dame schüttelte den Kopf und flüsterte ihrem Gatten etwas ins Ohr, woraufhin auch dieser den Kopf schüttelte.
Als ich in den Bus umstieg, sah mich der Busfahrer - ein Herr Ende 30, unrasiert und mit schlechtem Gebiss - ungläubig an. Ich bin mir sicher, dass auch er mir hinterherstarrte. Ich ging durch die Sitzreihen, vorbei an all diesen mir nicht bekannten Gesichtern und Masken. Jeder schien von mir Notiz zu nehmen - und jeder starrte mir ins Gesicht. Ich hörte Raunen und Seufzen, Stöhnen und Knurren. Köpfe wurden geschüttelt, Augenbrauen hochgezogen; eine jüngere Frau schluckte sichtlich und hörbar. Irritiert von diesem Schauspiel nahm ich Platz.
Hinter und neben mir starrten mich viele Augenpaare an, sie versuchten unauffällig zu sein, doch bei Gott: Es gelang ihnen nicht. Selbst der Fahrer warf immer wieder einen Blick in den Rückspiegel und schleuderte sein Antlitz in das meine.
Nach langen Minuten stieg ich aus und ich wurde das Gefühl nicht los, dass der gesamte Bus mir hinterherschaute. Auch auf dem kurzen, darauf folgenden Fußweg blickten mir Menschen erschüttert ins Gesicht und versuchten daraufhin, möglichst unauffällig wegzusehen. Ich zog meinen Kopf immer tiefer zwischen die Schultern, doch ich konnte ihren erkalteten, erschrocken, erschütterten und - ja, das trifft es wohl - verzweifelten Blicken nicht entgehen.
Auf der Arbeit sahen mich meine Kollegen mit großen Augen an, ich vernahm leises Geflüster hinter meinem Rücken. Schweiß perlte von meiner Stirn; langsam ging ich zur Toilette. Ich stellte mich vor den Spiegel und sah hinein; was ich sah machte mich lächelnd: Auf meiner Stirn stand (in großen Lettern geschrieben):
Ich habe dem System noch nicht verziehen.
In der Straßenbahn saß mir ein älteres Ehepaar gegenüber und unterhielt sich angeregt. Aufmerksam versuchte ich Wortfetzen zu erhaschen um mir den Inhalt des Dialoges daraus zusammenzustricken. Sie blickten zu mir herüber und sahen mich erschrocken an; die Dame schüttelte den Kopf und flüsterte ihrem Gatten etwas ins Ohr, woraufhin auch dieser den Kopf schüttelte.
Als ich in den Bus umstieg, sah mich der Busfahrer - ein Herr Ende 30, unrasiert und mit schlechtem Gebiss - ungläubig an. Ich bin mir sicher, dass auch er mir hinterherstarrte. Ich ging durch die Sitzreihen, vorbei an all diesen mir nicht bekannten Gesichtern und Masken. Jeder schien von mir Notiz zu nehmen - und jeder starrte mir ins Gesicht. Ich hörte Raunen und Seufzen, Stöhnen und Knurren. Köpfe wurden geschüttelt, Augenbrauen hochgezogen; eine jüngere Frau schluckte sichtlich und hörbar. Irritiert von diesem Schauspiel nahm ich Platz.
Hinter und neben mir starrten mich viele Augenpaare an, sie versuchten unauffällig zu sein, doch bei Gott: Es gelang ihnen nicht. Selbst der Fahrer warf immer wieder einen Blick in den Rückspiegel und schleuderte sein Antlitz in das meine.
Nach langen Minuten stieg ich aus und ich wurde das Gefühl nicht los, dass der gesamte Bus mir hinterherschaute. Auch auf dem kurzen, darauf folgenden Fußweg blickten mir Menschen erschüttert ins Gesicht und versuchten daraufhin, möglichst unauffällig wegzusehen. Ich zog meinen Kopf immer tiefer zwischen die Schultern, doch ich konnte ihren erkalteten, erschrocken, erschütterten und - ja, das trifft es wohl - verzweifelten Blicken nicht entgehen.
Auf der Arbeit sahen mich meine Kollegen mit großen Augen an, ich vernahm leises Geflüster hinter meinem Rücken. Schweiß perlte von meiner Stirn; langsam ging ich zur Toilette. Ich stellte mich vor den Spiegel und sah hinein; was ich sah machte mich lächelnd: Auf meiner Stirn stand (in großen Lettern geschrieben):
Ich habe dem System noch nicht verziehen.
Beko - 20. Dez, 02:48 - in Rubrik: Gedankensudelei
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Lieschen (Gast) - 22. Dez, 15:47
Was kann ich anderes sagen als: Du hast Talent, mein Herz!
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