Neues vom Zyniker

Sonntag, 26. November 2006

Wenn ich Metalheads sehe, weiß ich: The Who haben gelogen. The Kids aren't alright.

Der Amokläufer von Emsdetten spielte nicht nur leidenschaftlich gerne Egoshooter - nein! -, er hörte auch Metal. Nun frage ich mich: Können wir das nicht als Aufhänger nehmen, um neben den beliebten Ballerspielen auch Metal staatlich zu verbieten? Nicht etwa, weil man dadurch Amokläufe verhindern könnte; wer solch eine Ansicht vertritt, der möge bitte weiterhin Bild-Zeitung lesen, CDU wählen, Golf 3 fahren und Bausparverträge abschließen. Es geht mir hier nicht um Prävention durch Prohibition, sondern nur um diesen kleinen (ja, schon nahezu unscheinbar im unendlichen All scheinenden) Fakt: Metaller sehen einfach scheiße aus und posen mit Vorliebe dämlich rum.
Jawohl, Beko, die alte Klischee-Sau schlägt wieder zu. Nein; bitte verstehen sie mich nicht falsch, ich mag Metal recht gerne. Nur langhaarige Klischeegröhler machen auf mich einen gleichermaßen attraktiven Eindruck wie Beinbruch oder Lausbefall.
Menschen, die der Meinung sind, ihre Musik wäre nicht nur Musik sondern <"A way of life" oder gar "A state of mind" (Bitte?!? Wie bitte? Auf dass mein Zwerchfell sich wieder beruhigen mag) langweilen mich. Und um ihre innere Einstellung zu untermalen, schütteln sie ihre langen Loden und recken Zeige- und kleinen Finger verschwörerisch in die Luft.
Sorry, aber: The Kids aren't alright.

Nein, es geht mir nicht nur um Metalheads. Ich möchte mich hiermit auf alle Klischeereiter (die bei weitem noch schlimmer als Prinzipienreiter und PC-Faschisten sind [nein, PC heißt in diesem Zusammenhang nicht Personal Computer]) beziehen. Emobratzen mit 5 Kg Blei in jedem Mundwinkel, Haare schwarz gefärbt, schwarze Fingernägel (insgesamt eine eher lächerliche Glorifizierung der "Farbe" schwarz: "I wear black until I find something darker" / "You can never wear enough black" /...) und natürlich immer bereit, jedem, der es nicht hören will, mitzuteilen, wie beschissen ihr Leben ist. Hey, ich meine: Das wissen wir auch so, wenn wir die Kids nur anschauen.
Sorry, aber: The Kids aren't alright.

Ich erinnere nur an Tocotronic. Auch hier nochmals meine Bitte: Versteht mich nicht falsch. Ich liebe die Musik von Tocotronic, sie haben zauberhafte Songs entworfen. Leider war es nicht das einzige, was sie entwarfen: Sie wurden nicht müde, uns überall ein Kunstwort namens "Hamburger Schule" um die Ohren zu kleistern und ihren eigenen Loser-Status zu glorifizieren: Man zieht einfach alles an, was eigentlich out ist. Natürlich, gegen den Strom ist auch als Richtung zu verstehen. Dicke Hornbrillen, Cordhosen, Trainingsjacken, knallenge T-Shirts. Die Geburtshelfer der deutschen Indie-Szene.
Sorry, aber: The Kids aren't alright.

Kommen wir nun zu meiner Heimat und meinen Geburtsort: Der Punk. Was den Punk von den meisten Subkulturen unterscheidet, dass tatsächlich auf dem ersten Blick Attitüde dahinter steckt. Doch im Ernst: Wieviele Menschen nehmen Bunthaarige Ernst, deren Nonkonformitätspalästinensertuch im Wind weht, das auch all ihre Freunde tragen, während sie im Kollektiv ihr Individualität demonstrieren? Wieviele von diesen Nonkonformitätssäcken haben ein "A" im Kreis auf dem Rücken (fein säuberlich von Mama aufgenäht) und haben noch nie im Leben etwas von Bakunin oder Alexander Berkman gehört (geschweige denn gelesen)?
Wieviele mit Lederjackenbuttonbadgespunks verehren die RAF, sind aber nicht mal ansatzweise dazu in der Lage, Eckdaten der Geschichte eben jener terroristischen Organisation zu nennen?
Sorry, aber: The Kids aren't alright.

Schöne Grüße auch an die Kopfnickerfraktion, die unnachgiebig darauf beharrt, ihre Baggypants und ihre XXL-Jacken verkörpere auch nur annähernd soetwas wie "State of mind". Früher nannte man es lediglich ganz nüchtern: Klischee. Aber gut, über Frauen Geld und Autos (und Frauen und ficken und Geld und Autos und Frauen und...) singen rappen mag manchen immer noch als revolutionär oder "etwas ganz neues, nie dagewesenes" erscheinen. Im Englischen heißt soetwas übrigens: Boring.
Sorry, aber: Ach, ihr wisst schon, was ich sagen will. The Kids aren't einfach nicht alright.

Was hat uns bloß so ruiniert?


Freitag, 24. November 2006

"Wettschulden sind Ehrenschulden!", sagt einst ein mir namentlich unbekannter Mann.

Es gibt Menschen, die wetten ohne sich über die Höhe des Wetteinsatzes bewusst zu sein, nur weil sie sich ihres Sieges abnormal sicher sind.
So geschehen vor fast zwei Monaten im tiefsten Bayern. Jemand wettete und verlor - eine Geschichte, die täglich millionenfach passiert. Der Wetteinsatz und die Einlösung wurden für die darauffolgende Woche versprochen. Seitdem zogen weitaus mehr Wochen ins Land als ein deutscher Durchschnittsbürger Finger an einer Hand zählt. Dies wäre durchaus kein Problem gewesen, würde besagte Schuldige nicht mehrfach betont haben, den Wetteinsatz schon per Post an den Schuldner gesandt zu haben. Der Moment, in dem sich ebenbesagte Schuldige der Lüge versprach war nicht der erstrahlendste Moment ihres Lebens.

Und auch die Geschichte zeigt, wie sehr sie zur Wiederholung neigt. So ging doch die Freundschaft zwischen eben beiden erwähnten Personen (nämlich Schuldige und Schuldner) in die Brüche, weil die Schuldige auch schon vor vielen Jahren ihren Schulden nicht nachkam und den Schuldner mehrfach belog.

Wie sehr können sich eigentlich Menschen der Lächerlichkeit preisgeben?


Montag, 23. Oktober 2006

Leck mich doch mit Deinem Scheißkratzer in Deiner befickten Karre.

Wir erinnern uns doch alle irgendwie an ihn: Peter (oder Paul, oder Karl, oder Sören, oder Jasmin, oder Clementine, oder...) und seine geile Karre. Ein kleiner Dreitürer, der Lack sprang schon von der Karosserie ab, die Stoßstange hing nur noch auf halber Höhe, die Beifahrertür schloss nicht mehr richtig. Drinnen roch es nach einer Mischung aus Bier und verschütteter Cola, auf dem Rücksitz lagen Pornohefte und die taz. Das Radio funktionierte nur nach einem kleinen Tritt (was mit nahezu akrobatischen Bewegungen verbunden war), die Höhen und Bässe waren nie richtig ausgesteuert, aber drauf geschissen. Das Handschuhfach war voller derber Tapes und irgendwo dazwischen war auch das Tape, welches man Peter (oder Paul, oder Karl, oder...) geschenkt hatte. An der Beifahrertür stand mit Edding (wasserfest auf fest allen Materialien) geschrieben: Fickt Euch!, er schrieb es in seiner Wut nach einem Streit mit seinen Eltern an die Tür.

Und heute? Er geht in seinem schnieken (man ist fast geneigt zu sagen: geleckten) Nadelstreifenanzug zu seinem schnieken (man ist fast geneigt zu sagen: Ach, ihr wisst schon, was) Audi A4 Turbo Leck-mich-am-Arsch. Sein jahrelang vom auf-den-Monitor-starren geschulter Adlerblick erkennt etwas am Lack und in Sekunden brechen ganze Welten zusammen: Ein Kratzer im Lack! Scheiße, was ist das nur für eine grausame Welt?

Gott, wenn juckt so ein befickter Kratzer in der Karre? 350,- € fürs Ausbügeln? Lecken. Kauf Dir 'ne E-Gitarre, gründe 'ne geile Band und tingele in 'nem abgewrackten VW-Bus durch die Lande. Wo ist das Problem am Kratzer, an der Beule? Es sieht nicht schön aus? Junge, lass Dir von einem Ästheten wie mir etwas erklären: Nichts - aber auch rein gar nichts! - an einem Auto ist ästhetisch. Ich bin noch nie über einen Parkplatz an 57 Autos vorbeigegangen und an einem stehen geblieben und habe gesagt: "Oh, welch schöner Lack. Und ganz ohne Kratzer und Beulen. Wie mit Michelangelos Pinsel gemalt." Es geht um Schönheit? Oder vielleicht doch um die Angst vorm Anderssein?

Autos haben einen primären Zweck: Jemanden von A nach B zu transportieren. Und sie haben einen sekundären Zweck: Man steigt in seiner Wut (in seinem dunkelsten Moment) ein, dreht das verdammte Autoradio auf, wirft ein geiles Tape rein und fährt den beschissenen Tank leer. Wütende Motoren im Rückwärtsgang, mit Stinkefinger aus dem Fenster aus der Einfahrt raus. Blinker links gesetzt, die Erinnerung im Genick und den Teufel im Nacken. Man kurbelt das Fenster runter, lässt den Fahrtwind durch die Haare wehen und atmet die Luft der Landstraßen ein, man singt laut und schief seine Lieblingssongs mit. Und dabei ist es scheißegal, wie die Karre aussieht. Man scheißt auf die 350,- €.

Und genau das ist der Grund, warum ich mich umdrehe, wenn sich Peter bezüglich seines Kratzers im Lack auskotzt und sage: Leck mich doch mit Deinem Scheißkratzer in Deiner befickten Karre.


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Lone - 24. Feb, 19:11
God damn it.
Der Kerl heißt ja "McClane" und nicht "McLane". :(
Lone - 21. Feb, 17:45
Heiliger Shice!
Lone - 21. Feb, 15:13
öööööhm?
Wie war das gedacht mit einem Beitrag wöchentlich?...
Lone - 25. Dez, 15:58


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