Sonntag, 10. Dezember 2006

Ich werde wohl immer ein Fenster- und Parkbänker bleiben.

Menschen, die ich nicht kenne und die mir im Grunde nichts bedeuten - deren Geschichten mich aber dennoch berühren -, gehen durch die kalten Straßen dieser grauen, alten Stadt. Sie schnüren den Mantel fester und vergraben ihre Gesichter im Schal. Sie fluchen auf den kalten Wind und scheinen zu vergessen (oder zu übersehen), dass er es ist, der die Melodie vorgibt, auf der die bunten Blätter durch die Straßen tanzen. Sie gehen an mir vorbei und ich frage mich wieder einmal, woher sie wohl kommen, was sie erlebt haben und wohin sie gehen werden. Die Kopfhörer lassen mein Trommelfell beben, der Beat lässt mein Herz schneller schlagen und die Menschen um mich herum machen mich lächelnd.

Es muss Monate später sein. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen, ächzend unter der Last meines Körpers und meiner Seele. Ich gehe einen kleinen Umweg, über den unter einer weißen Decke liegenden gefrorenen Boden. Nie im Leben möchte ich das Gefühl verlieren, wenn die Füße eine unberührte, reine Schneedecke knirschend durchbrechen. Leaving tracks in untouched snow. Ich kenne den Weg, der zu meiner kleinen Parkbank führt. Die Handschuhe wischen über das Holz, um es vom weißen Schnee zu befreien.
Menschen gehen an mir vorüber, keine Notiz nehmend. Dort drüben geht ein Mann, gezeichnet von ca 40 Jahren des Überlebens. Ich frage mich, wieviel er wohl gekämpft hat. Um seine erste große Liebe, um einen Job zu bekommen, mit dem er seine Kinder ernähren kann. Wieviel Kampf er in den Erhalt seiner Ehe gesteckt hat.

Und irgendwo, in dieser mir immer noch so fremden Stadt, sitzt ein Vogel auf dem Dach und besingt die Sonne, die mit ihren güldenen Schein sanft die Straßen und Passagen bedeckt.
Und irgendwo, in dieser mir seltsamerweise doch so vertrauten Stadt, sitzt ein Mensch auf seiner Fensterbank, gehüllt in Decken und Musik, umgeben von Kerzen, starrt auf die Straße vor seinem Haus und schließt dann die Augen. Ein letztes Mal öffnet er sie - nur für einen winzigen Moment - um einen Blick auf die Mütter zu werfen, die sich gegenüber unterhalten und dabei die Kinderwagen leicht hin- und herschaukeln

Und wenn man genau hinsieht, kann man ein Lächeln über seine Lippen huschen sehen. Und still fragt er sich, warum Menschen ihn so sehr berühren, die ihn doch eigentlich gar nicht interessieren. Er liebt sie und so vieles von dem was sie tun, um zu erhalten was sie sind und was sie haben. Er liebt sie auf seine eigene stille Art und Weise.


chrizzle (Gast) - 10. Dez, 14:50

ich finde es bemerkenswert, dass sich ein Mensch so für das Leben der anderen interessiert. Es gibt zu wenige Menschen die so fühlen. Aber wieder einmal ein Hoch auf deine Texte! Wenn es sie in einem Buch gibt, sag mir bescheid ;)

Beko - 11. Dez, 10:53

Zweischneidiges Schwert.

"Na klar kann ich fremde Menschen leiden,
solang sie fremde Menschen bleiben."

(Muff Potter, "Allesnugeklaut")

Naja, wie schon im Text erwähnt - es mag schizophren klingen - : Diese Menschen interessieren mich nicht, sie berühren mich lediglich. Ich möchte all diese fremden Menschen gar nicht kennenlernen. Ich möchte nur ihre Geschichte hören. Oder mir ihre Geschichte zusammenspinnen. Und selig lächeln.
Lieschen (Gast) - 11. Dez, 00:18

Die Hormone oder meine Empfindsamkeit?!-säße ich jetzt nicht hier,würde ich nichts unterdrücken.Wunderschön...

Lieschen (Gast) - 11. Dez, 03:49

"A little loving affection in everything you do, will make the world a better place with or without you."

Carina (Gast) - 13. Dez, 18:28

unglaublich und wunderschön poetisch...

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