Montag, 17. September 2007

A day in the life...

Gerädert wachst Du auf. Gähnend schaust Du auf Dein Kissen und erblickst zu Deiner eigenen Verwunderung durch den Schleier der Halbmüdigkeit Deinen Kapodaster; "Kein Wunder, dass ich so scheiße geschlafen habe" denkst Du Dir und schlurfst ins Badezimmer. Egal, in welche Richtung Du Den Drehknopf der Dusche drehst: Du erreichst wohl sämtliche Nuancen zwischen 2°C und 48°C - nur irgendwie keine, die Dir angemessen erscheint.

In der Küche durchsuchst Du verzweifelt den Schrank nach etwas Essbarem, stolperst aber lediglich über abgelaufene Lebensmittel. Du könntest Dir beim Dönermann etwas Essbares kaufen, aber der ist soweit weg - und eigentlich hast Du ja auch keinen Hunger...
Du legst Dich vor die Stereoanlage und während Du "Weniger als 5 Sekunden" von ...But Alive hörst, fragst Du Dich zum x-ten Mal, wieso dieser Song eigentlich nicht von Dir ist. "Is' nich' so wild, passt schon", denkst Du kurz darauf, "dann schreibe ich halt den nächsten großen Popsong." Also greifst Du Dir Deine E-Gitarre, hängst sie Dir um und schlägst in die Saiten, nur um verbittert festzustellen, dass der Verstärker nicht eingeschaltet ist. In dieser bizarren Situation - hin- und hergerissen (nahezu hin- und hergeschleudert) zwischen "Okay-dann-schalt-ich-den-Verstärker-halt-an" und "Och-nee,-der-ist-so-weit-weg" - stehst Du (den Sphinxen, die das Orakel Phantásiens bewachen ähnelnd, aber bei weitem nicht so erhaben) in Boxershorts und T-Shirt im Zimmer. Während Sekunden- und Minutenzeiger über das Zifferblatt rasen, wägst Du Für und Wider musikalischer Ertüchtigung ab, legst letzten Endes die Gitarre wieder zur Seite und Dich ins Bett. Ein Glück, dass Du heute frei hast. Wenn nur das Kopfkissen nicht so unbequem wäre.

Nach dem Erwachen setzt Du Dich mit dem Kapodasterabdruck auf der Wange in den Stuhl und fischst nach dem Traubensaft; im Alkoholverzicht magst Du dennoch nicht auf (zumindest vorgetäuschte) Rotweinmelancholie verzichten. Du legst eine Deiner zahlreichen CDs ein, entzündest eine Kerze um daran wiederum Deine Zigarette zu entzünden. Mit einer brennenden Kerze kann man hunderte von Glimmstengeln entfachen; Feuerzeugbenzin wird aus Öl gewonnen und Du last einst, dass Öl ein rarer Rohstoff (quasi ein Rarstoff) ist. Beseelt von Deinem Beitrag zum Umweltschutz atmest Du den Rauch aus, auf das Millionen Pflanzen und Tiere daran verrecken mögen.
Irgendwo unter dem Tisch hast Du ein paar unfertige Songtexte liegen, Du suchst und findest sie, schnappst Dir einen Stift und lässt Deinen Gedanken freien Lauf. Angespornt von der Idee, Deinen Texten mehr Anspruch zu verleihen, versucht Du krampfhaft, das Wort "Polynomdivision" unterzubringen, gibst dann aber letzten Endes resigniert auf.
Während Du auf Deinen Mitbewohner wartest, surfst Du ein wenig durch das Internet, um ein paar Kolumnen Deiner Lieblingsschreiberlinge zu lesen. "Wenn sie bloß nicht immer in der zweiten Person Singular schreiben würden", denkst Du Dir verägert, "gottverdammte Spinner. Freaks!"
Nach der langersehnten Ankunft des Mitbewohners überredest Du ebendiesen, mit Dir einkaufen zu gehen. Im Grunde geht ihr jeden zweiten Tag einkaufen, gefangen in einem ewigen Teufelskreis: Kauft man auf Vorrat, dann vergammelt der ganze Mist, kauft man wenig, so muss man häufiger los. Während Ihr Euch auf den Weg macht, befürchtest Du für einen Moment, wie ein Hiphopper auszusehen und bangst um Deine Streetcredibility. Doch als Du bemerkst, dass Du ein enges Bandshirt anstatt eines überweiten Kapuzenpullis und Deine alte Cordhose anstatt Baggypants trägst und in der Hand keinen Joint sondern lediglich eine Zigarette hältst, beruhigst Du Dich langsam wieder. Nach einem dreißigminütigen Einkauf, der aus allerlei minderwertigem Fertigfraß und hochwertiger Vollmilchschokolade besteht und mit einem Potpourri anspruchsvoller Schenkelklopfer und politisch inkorrekten Kalauern versüßt wurde, erreicht Ihr wieder die gewohnten Wände Eurer chaotischen WG.
Den Abend verbringst Du dann mit Deinem Mitbewohner vor dem Fernseher mit irgendeinem Film, den Du schon fast gänzlich auswendig kannst; danach setzt Du Dich noch eine Runde an den Computer und surfst durchs weltweite Netz. Irgendwie sitzt Du unbequem, aber nicht unbequem genug, um nachzuschauen, was sich unter Deinem Gesäß befindet. "Eine meiner Katzen wird es schon nicht sein", denkst Du Dir schmunzelnd, "sonst säße ich sicher bequemer." So verbringst Du den restlichen Spätabend mit Deiner Lieblingsbeschäftigung: Im Internet CDs bestellen. Irgendwo im Hinterkopf schreit eine Stimme: "Support your local Plattendealer", aber Du bist Dir relativ sicher, dass das nur mit Deiner Paranoia zusammenhängt.

Kurz vorm Schlafengehen stellst Du fest, dass Du keine Kippen mehr hast, also bequemst Du Dich leise fluchend aus Deinem Computerstuhl, blickst auf die Sitzfläche desselben und fragst Dich verdutzt, wie zum Teufel der Kapodaster dorthin kommt. Als Du vor die Tür trittst, stellst Du fest, wie spät (oder früh!) es bereits ist und überlegst für einen kurzen Augenblick, ob Du nicht nackt zum Zigarettenautomaten gehen solltest. Vielleicht könntest Du Dir einen Frosch übers Gemächt stülpen? Doch da Dein an kranken Ideen durchsetztes ES selten gegen Dein tierliebendes Über-Ich ankommt, verwirfst Du den Gedanken wieder, ziehst Dir Deine Fluppen, steckst Dir eine an und machst Dich bereit, ins Bett zu gehen.
"Irgendwie ein Scheißtag, retrospektiv betrachtet." denkst Du Dir. "Ich habe nichts - aber auch rein gar nichts! - von dem geschafft, was ich mir für heute nicht vorgenommen habe." Aber irgendwie ist das ja auch egal, schließlich stehen die Chancen ziemlich gut, dass Morgen auch noch ein Tag ist. Und wenn nicht: Who cares?
Mit den Gedanken an eine Zeile aus einem Maritime-Song im Kopf versuchst Du einzuschlafen: "I wouldn't care if we never breathe again."
Wenn Du nur nicht so unbequem liegen würdest...

Linernotes:
Auf was für Ideen man um drei Uhr morgens kommt, nachdem man feststellen musste, dass man zweieinhalb Stunden auf seinem Kapodaster saß.


mayana (Gast) - 19. Sep, 16:24

wenigstens hast du einen kapodaster.
vielleicht schützt er vor dem NEVER BREATHE AGAIN,wenn man drauf schläft?-behalt ihn!

Lone - 20. Sep, 15:54

Nur geil. :D

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