Sonntag, 13. August 2006

Dicke Fußgelenke finde ich tendenziell ja eher unästhetisch.

Auch ich pflege zuweilen, zwischenmenschliche Kontakte aufrecht zu erhalten. So verschlug es mich auch jüngst wieder in eine üble, zwielichte Spelunke in Deutschlands Exopstadt. Zu meiner Seite befand sich Chris, ein hochgewachsener Mittzwanziger, und wir widmeten uns dem, was man an solch einem Ort am Besten tun kann: Philosophieren. Und schon kam Chris mit einer schwerwiegenden Frage um die Ecke: Was sollte auf Deinem Grabstein stehen? In Anbetracht der Tatsache, dass man sonst eher selten in den Genuss und die Gelegenheit kommt, seinen Grabestext selbst zu bestimmen, blieb ich der Antwort nicht lange schuldig: "Immerhin war er Teil einer Subkultur." Betroffenes Schweigen und Ins-Bierglas-Starren, dann schallendes Gelächter.

Ja, Subkulturen. Geißel der Dörfer und Bestandteil der Städte. In jeder Stadt auf der ganzen Welt findet man sie, diese Jugendlichen, die sich irgendwo zugehörig fühlen. Die etwas ausdrücken wollen. Und was sollte mehr Spaß machen, als mit all seinen Freunden, die haargenau das gleiche PLO-Tuch, die gleichen Buttons und die gleichen Boots tragen, im Kollektiv seine Nonkonformität zu bekunden? Wer möchte es dem HipHopper verübeln, wenn er sich in einem "Szeneladen" für 50€ ein freshes aber vor allem tightes Basecap kauft, nur um seine Street Credibility zu demonstrieren? Schließlich will jeder von uns später einmal sagen können: "Ich bin dabei gewesen!"

Eine Subkultur kommt nun einmal nicht - und das ist schon seit den Mods, den Teds, den Was-weiß-ich-wer so - ohne Dresscode aus. Man könnte den Dresscode ruhigen Gewissens als den Türsteher der Szene bezeichnen: Du kommst hier nicht rein!
Subkulturelle Kleidungsstile versprühen Charme unter den Szeneangehörigen. Wie oft sagte ich bereits: "Also, ich muss schon sagen, die roten Schnürsenkel in ihren 14-Loch sehen verdammt sexy aus!" Ein Vorteil der Subulturen liegt auch darin, dass sie in der Regel überregional vertreten sind. Man brauchte nur in eine beliebige Stadt fahren, den Bahnhof aufsuchen und man fand direkt ein paar Bunthaarige. Subkulturen vereinen Völker. Nur leider ist es dem Staat ja auch bisher herzlich egal gewesen, ob man in Bonn, Braunschweig oder Bad Oeynhausen auf ihn scheißt.

Ja, zum Dresscode gehören auch immer die Schuhe. In den Szenen, in denen ich die letzte Dekade lang verkehren durfte, erfreuten sich Boots, Chucks und Vans nahezu zeitloser Beliebtheit. Mir kam dieser Trend auch immer sehr zugegen, sind doch zumindest die beiden erstgenannten meist knöchelhoch. Menschen, die mich kennen, wissen um die Tatsache, dass ich kein großer Freund von Füßen bin - ja, diese im Allgemeinen sogar eher für erschauernswert halte. Würde eine Partei in ihr Programm die Forderung "Gratis Gummistiefel (kniehoch!) für alle Bundesbürger!" aufnehmen, so wäre ihnen meine Stimme sicher.

Nicht an Dresscodes gebundene und subkulturlose Menschen haben es diesbzeüglich einfacher: Sie dürfen bar jedem schlechten Gewissen jegliche modische Perversion mitnehmen. Und so sieht man gerade in den Sommermonaten so allerlei Füße in Sandalen und FlipFlops, die Pumps und die Sandaletten reichen sich die Klinke in die Hand. Gerne wird der Grad der Abscheulichkeit noch heraufgeschraubt, man lackiert sich die Fußnägel (am Schlimmsten: Rot) und trägt Fußkettchen. Und wenn das Augenmerk auf eben ein solch beschuhtes Paar Füße fällt, so springt mir gerne mal eine Sache ins Auge: Dicke Fußgelenke. Ich persönlich finde dicke Fußgelenke tendenziell ja eher unästhetisch. Und nun mag mir manch garstig Seelchen eine gewisse Oberflächlichkeit unterstellen, von der ich mich jedoch im gleichen Atemzug wieder distanzieren möchte: Sollte meine zukünftige Ehefrau in ein paar Jahren in der Hochzeitsnacht (zum ersten Mal seit unserer Bekanntschaft) die kniehohen Gummistiefel ausziehen und mir (zum ersten Mal) ihre dicken Fußgelenke zeigen, so würde ich den Teufel tun, sie aus dem Bett, dem Haus, dem Land zu verbannen.
Man ist schließlich Humanist. Mit Geschmack und einem Sinn für Ästhetik.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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