Freitag, 30. Dezember 2005

"Die ganze Wahrheit, wenn ich mich entferne:"

"...Vermisst die Sonne etwa den Mond und die Sterne?"

Heimatdorf: Der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung I
Vor wenigen Tagen trieb es mich wieder zurück in die gute alte Heimat; besser: Nach Astfeld. Diese kleine Idylle in der Nähe der Harzrandstadt Goslar (wo Erik von Kettcar herkommt) und Wolfshagen (wo Sometree herkommen). Diese Hauptstadt des Spießertums. Dieses Gefühl, durch dieses Dorf zu gehen, ist unbeschreiblich. Man stapft durch den knirschenden Schnee, den Walkman im Ohr, Sonne im Herzen. So auch, als ich mal schnell rüber wollte zu meiner Schwester (die sich gerade bei meinem Vater befand). Plötzlich erklang aus den Ohrstöpseln "Bonzo goes to Bitburg" (Ramones). Ja, da schlägt das Herz selbst an so einem eisigen Wintertag höher. Durch den Schnee tanzend machte ich mich auf, zu meiner Schwester, um sie auf einen kleinen Schneespaziergang mitzunehmen. Und während ich so durch diese weiße Landschaft ging; besser: tanzte, spürte ich von allen Seiten Blicke hinter Vorhängen, die mich musterten. Hatte ich etwa laut mitgesungen? Maybe.
Auf dem Rückweg (mit Schwester) musste ich laut loslachen, als ich den Schnee vor uns sah. Beziehungsweise: Als ich meine Spuren sah, die wirklich alles andere als straight den Weg langführen, sondern eher den Spuren einer 13jährigen glichen, die von ihrem großen Schwarm zum ersten Mal angelächelt wurde. Und wie ich da so stand, meine Schwester an der Hand, und laut loslachte, spürte ich wieder, wie die Vorhänge zurückgezogen wurden und böse Blicke auf mir lasteten. Ich habe gegen eines der Gebote verstoßen: Im Dorf gelacht.
Dreieinhalb Jahre wohne ich nicht mehr in Astfeld, über sechszehn Jahre verbrachte ich dort. Wenn ich jetzt in den kleinen Laden komme, um Brötchen zu kaufen, verstummen plötzlich alle Gespräche, die Mienen vereisen, die kalten Blicke ruhen auf mir. Die Hollywood'schen Vorstadtfilme sind nicht ganz so realistätsfern. Ich frage mich nur: Ist das so, weil sie mich nicht mehr erkennen, oder ist es so, weil sie mich erkennen (ich aber nicht mehr einer der ihren bin)?
Ich meine, ich bin wahrscheinlich nicht viel besser, setze ich doch so viel an der Vermeidung sämtlicher Kontakte mit diesen Menschen.
"Wann bist du fertig mit deiner Ausbildung, Stephan?"
- "Im Sommer."
"Oh, fein. Und danach? Ziehst du zurück?"
- "Hierher?"
"Ja."
- "Bestimmt nicht"
"Wieso nicht? Fandest du es hier nicht immer schön?"
- "Ja, aber ich habe keine Lust, so abgeschnitten von allem zu sein. (Außerdem hasse ich Menschen wie sie. Ich bete zu Gott, niemals wieder eine Nachbarin wie sie zu haben, die bei jedem Husten gleich an die Wand klopft, die sich sofort beschwert, wenn man zu laut die Treppe hochrennt - Menschen wie sie, die einem einfach nur die Kindheit versauen. Mögen sie in der Hölle brennen). Außerdem stören mich hier so manche Menschen..."

Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen das Dorf, es könnte der schönste Platz auf Erden sein: Wären die Einwohner nicht. Ich genieße im Sommer die Zeit, die ich da bin, die Sonnenuntergänge und Spaziergänge durch den Wald - alleine!

Zehn Punkte für den Menschen, der mich versteht.


broetchen - 31. Dez, 21:20

10 Punkte für mich.

realykee (Gast) - 2. Jan, 00:10

ich kann das auch irgendwie nachvollziehen. Ich wohne jetzt seit 16 Jahren in diesem Dorf mit immerhin 5.000 Einwohnern. Die ersten 7 Jahre meines Lebens verbrachte ich in einer kleinen Stadt namens Worbis im Eichsfeld in Thüringen. Ich war da immer mehr zu Hause, als ich es jemals hier war. Das hat sich aber auch in den letzten Jahren relativiert. Nach der Grundschule ging ich als einzige aus meiner damaligen Klasse in Siegen (ca. 20 km entfernt) zur Schule und hatte dann dort Freunde. Hier im Ort brach der Kontakt zu den ehemaligen Mitschülern eigentlich ganz ab und ansonsten hatte die Jugend hier im Ort auch nicht mehr zu tun, als sich an der Bushaltestelle volllaufen zu lassen. Vor knapp 8 Jahren, nachdem ich sitzengeblieben wahr und mir nahegelegt wurde die Schule zu wechseln und meine besten Freundinnen im Laufe der letzten 2 Jahre zuvor weggezogen sind und der Rest meiner Mitschüler nichts besseres zu tun hatten, als mich aus der Klasse zu ekeln, entschied ich mich weiter weg eine Schule mit Internat zu besuchen, weil mein Leben zu diesem Zeitpunkt nur noch bessser werden konnte. Also verbrachte ich ein wunderschönes Jahr im Sauerland. Dann gings weitere 5 Jahre nach Rhöndorf/ bAd Honnef bei Bonn. Inzwischen wohne ich in Bonn. Inzwischen ist das Dorf in der Nähe von Siegen in dem Sinne mein zu Hause geworden, dass meine Familie und nette, liebe Nachbarn hier wohnen. In den 5 Jahren in Rhöndorf habe ich viele liebe Freunde gewonnen, die auch noch nach 1,5 Jahren Beendigung der Schule geblieben sind und zu denen ich sehr engen Kontakt habe. Ich werde auch nie das Jahr im Sauerland vergessen in dem sich viel für mich verändert hat. Meine "heimat" ist an mehren Orten, ich kann nicht sagen, dass oder das ist mein zu Hause. "Home is where my heart is" trifft es da glaub ich am besten.

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