Donnerstag, 30. August 2012

Der Zauber existiert!

Oder: Warum man sich ein Buch kauft, welches man bereits besitzt.

Zauber

Neben meinem Bett liegt ein Buch, welches dort seit Jahren seinen angestammten Platz hat. Ich habe es bereits durchgelesen (oder wie manche zu sagen pflegen: ausgelesen), nicht nur ein- oder zweimal, nein, mindestens ein halbes dutzend Male jagten meine Augen die Buchstaben von Einleitung bis Epilog. Unzählige Male krampften sich meine Finger in die Seiten, unendlich oft hoffte und bangte ich mit meinen Jungs (und dem einen Mädchen) aus Derry. Das Buch sieht mittlerweile nicht mehr ganz so schön aus wie damals, 2002, als ich es zum ersten Mal in den Händen hielt, das gebe ich zu. Aber dennoch: Ich liebe es. Ja, genau, ich rede von "Es" vom fabelhaften Stephen King.

Jüngst erreichte mich eine Nachricht, die mein altes, rostiges Herz ein paar Beats per minute schneller und anderthalb Oktaven höher schlagen ließ: Dieser geheiligte Schmöker (in der sich in meinem Besitz befindlichen Ausgabe 1214 Seiten mit kleiner - seeehr kleiner! - Schrift) ist nun schlussendlich - 26 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung - in einer vollständigen, ungekürzten und überarbeiteten Übersetzung erschienen. Gespräche, die ich kurz darauf führte, endeten häufig mit einem von Unverständnis zeugenden Kopfschütteln. Die Menschen um mich herum scheinen nicht zu verstehen, warum ich mir unbedingt ein Buch kaufen muss, welches ich
a. schon besitze und
b. fast auswendig kenne, wenngleich es doch
c. keinen Unterschied in der grundsätzlichen Story gibt.

Amüsanterweise hat niemand der oben erwähnten Gesprächspartner dieses Buch je gelesen. Das mag ihre Reaktion vielleicht sogar ansatzweise erklären. Klassische Reaktionen reichten von "Ne Du, ich fand den Film schon mies!" bis hin zu "Ich stehe ja nicht so sehr auf Horrorliteratur."

Doch ist es wirklich "Horroliteratur", was auch immer das sein mag? Geht es um Monster, Spinnen, Clowns? Ja, natürlich, auch. Aber geht es nicht vielmehr um die wirklich großen Themen? Geht es nicht primär um immerwährende Freundschaft? Um den ewigen Kampf selbst noch im Erwachsenenalter? Darum, über seinen eigenen Schatten zu springen? Handelt das Buch letzten Endes nicht davon, dass selbst der größter Verlierer großes (wenn nicht sogar größtes) erreichen kann? Geht es nicht um Zusammenhalt, Tränen und das große Gefühl?
Und dennoch liegen die großartigsten Worte, die das Werk zu vermitteln hat nicht zwischen den Zeilen, nicht am Ende, im fulminanten Finale, sondern am Anfang, in der Widmung:

"Kinder, Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen,
und die Wahrheit dieses Buches ist schlicht und einfach: Der Zauber existiert."


Also kann ich es kaum erwarten, bis ich mein jetziges Buch zu Ende gelesen habe ("Needful Things: In einer kleinen Stadt" von...na, von wem wohl?) um gespannt ein weiteres Mal dem Zauber zu erliegen, dem Unheil ein weiteres Mal entgegenzutreten. Ein weiteres Mal den Teufel schlagen. Und dieses Mal mit noch mehr Worten, mit noch mehr Sätzen, mit noch mehr Seiten. Und vielleicht auch mit noch mehr Wahrheit und noch mehr Zauber.

Post scriptum: Und darüber hinaus sehen die Neuauflagen dieses und der anderen Werke jetzt dank einheitlicher Gestaltung unglaublich sexy im Bücherregal aus.


schmollfisch - 25. Sep, 22:10

Hm, ich habe die uralte Ausgabe in Knallrot. Und muss gestehen, die ist mir eigentlich lang genug ...
Um wieviel mehr enthält denn die Neue? Ungefähr?
Übrigens verstehe ich das sehr gut. Ich habe drei Ausgaben von Madame Bovary , drei von Zolas Nana, zwei vom Herrn der Ringe (nein, die Neuübersetzung hab ich nicht, die ist doof) und zwei von den Karamasovs. Wenn eine grandiose Neuausgabe von einem Lieblingsbuch herauskommt, braucht man die latürnich. Um so mehr, wenn die alte schon zerlesen ist.

Beko - 26. Sep, 03:22

Die neue Übersetzung hat 1563 Seiten, also mehr als 300 Seiten mehr. Jedoch ist auch die Schrift geringfügig größer.
Dennoch sind gerade die bis dato weggelassenen/gekürzten Passagen ein Skandal, hier mal ein kleines Beispiel:

Original: "As if on cue, lights swept across the wall; a horn honked once as the cab turned into the driveway. He felt a surge of relief. They had spent the fifteen minutes talking about Pacino instead of Derry and Mike Hanlon and Henry Bowers, and that was good. Good for Myra, and good for him as well. He did not want to spend any time thinking or talking about those things until he had to. Eddie stood up."
Deutsche Übersetzung: "Scheinwerferlichter fluteten über die Esszimmerwand; er konnte sie durch den Bogengang sehen. Eine Hupe ertönte. Eddie erhob sich."

Diese und weitere Einzelheiten sind ⇒ hier zu finden.
Treibgut - 27. Sep, 23:16

ES

... das ist jedenfalls mal eine enthusiastische Buchkritik!

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