Neues von der Front.

Dienstag, 8. Januar 2008

Ich bin doch kein Idiot...

...und es wird Zeit, das zu beweisen.

»Ich drücke meinen Fuß nervös und unruhig auf das Gaspedal,
denn mir ist zwar so manches, aber längst nicht alles
und schon gar nicht das hier egal.
Ich bin doch kein Idiot und das soll ich heute beweisen...«

(Muff Potter, "Ich bin doch kein Idiot")

So, auf geht's. Ich schlag Euch 'nen Deal vor: Ihr drückt die Daumen und ich aufs Gas, okay?


Freitag, 23. November 2007

So witzig wie ein Grab.

Zwanzig Minuten vor Ladenschluss (ergo ca. 21:40 Uhr) entschied ich mich, meinen Kühlschrank noch ein wenig zu füllen. Auf dem Weg zur Filiale einer größeren Lebensmittelhandelskette kamen mir zwei Damen (geschätztes Alter: Anfang 50) entgegen.
Es schien, als seien sie zuvor auf einer Betriebsweihnachtsfeier gewesen, deren erste Hälfte der Beschäftigten früh gehen musste, um Quincy nicht zu verpassen und deren zweite Hälfte wegen der Kinder früh nach Hause musste (Babysitter sind teuer), so dass diese Festivität schon um 21:00 zu einem Ende kam.
Wenn man nun aber keine Kinder hat (oder diese sich den Erziehungsberechtigten längst ab- und den Drogen zugewendet haben) und kein Fernsehgerät besitzt, zieht man gerne noch mit einer guten Freundin (die zwei Stunden zuvor lediglich eine Arbetskollegin war) um die Häuser und schwadroniert über die nie stattgefundene gemeinsame Jugend.

Auf gleicher Höhe rief mir eine der beiden Arm-in-Arm gehenden Damen zu: "Kaufland is' schon zu, wa!", woraufhin ich nur "Jaja, lecken!" entgegnen konnte.
Drei Schritte weiter musste ich - einem inneren Zwang folgend - stoppen, mich umdrehen und auf die beiden Grazien zugehen: "Wie kommt es eigentlich, dass Frauen Ihres Alters, kaum dass sie mindestens zu zweit sind und anderthalb Prosecco geschlürft haben, immer - aber wirklich immer! - versuchen, auf Teufel-komm-raus witzig zu sein? Ist mir echt ein Rätsel. Ich meine ... fühlt man sich jünger, wenn man die Zoten eines Siebenjährigen reißt?"

Sollte ich demnächst an einer Bushaltestelle mit 20 wartenden Menschen stehen, werde ich dem nächstbesten Wartenden zurufen, dass der Bus schon weggefahren sei. Das wird sicher witzig.


Freitag, 21. September 2007

Und wieder mal Letzter.

Hey, habt ihr Euch auch schonmal gefragt, wieso die Unpluggedversion von Alanis Morissettes "Ironic" so viel geiler ist als die Originalversion? Nein? Egal. Ich mich schon.

Wenn ihr das lest, bin ich wahrscheinlich schon im Bus.
Es geht nach Bayern, zwei Wochen nur ich und die Bewohner und eine knappe handvoll ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Es geht in eine Ortschaft, tief im bayrischen Wald gelegen, die nur aus der Wirtschaft, in der wir nächtigen, speisen und uns auf den Sack gehen werden, besteht. Nicht mehr. Nicht weniger.
Fast kein Handynetz (aber einmal pro Tag werd ich auf den höchsten mir erreichbaren Gipfel klettern, ich freu mich also trotzdem [wirklich!] über SMSe), 20 Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt.
Obwohl es mal wieder schwierig wird, vielleicht tut es ja auch mal ganz gut, abends alleine mit Stift und Zettel und MP3-Player auf die Bergkuppen zu starren. Einfach mal 'nen freien Kopf bekommen.
Zuviele verwirrende Nachrichen und Thesen wurden mir in den letzten Tagen an den Kopf geworfen.

Jungs (und Mädels), ich bin raus. Und freue mich auf meine Rückkehr.
Der Letzte - in diesem Fall bin das wohl ich - macht die Tür zu. Gehabt Euch wohl.


Donnerstag, 20. September 2007

Asphaltversager III: Man muss die Dinge einfach lenken...

»Ich drücke meinen Fuß nervös und unruhig auf das Gaspedal,
denn mir ist zwar so manches, aber längst nicht alles
und schon gar nicht das hier egal.
Ich bin doch kein Idiot und das soll ich heute beweisen...«

(Muff Potter, "Ich bin doch kein Idiot")

Okay, das war's also. Ich kam, schwitzte und siegte. Irgendwann muss man ja mal vorwärts kommen, also ging ich heute zur theoretischen Prüfung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bestanden.
Punkt und aus.


Dienstag, 24. Juli 2007

While My Guitar Gently Weeps.

Draußen stürmt es, der Wind pfeift um die Häuser und lässt die meisten der armen Irren, die sich zur Zeit auf den Straßen aufhalten, unweigerlich an die dritte Jahreszeit denken. Es gießt aus Kübeln, Zweige und ganze Äste pfliegen durch die Gegend. Pulliwetter.
Ich habe die Fenster geschlossen, die Vorhänge zugezogen, das Licht ausgemacht.
Auf dem Tisch und im Regal brennen Kerzen, ich liege auf dem Bett und schaue der Schallplatte beim Drehen zu. "The Beatles", das blaue Album. Es gibt roten Traubensaft, lieber wäre mir Tee oder warmer Kakao. Zwischen all den Kissen und all den Tönen, zwischen "Let it be" und "Penny Lane", zwischen einer Träne im Augenwinkel und einem Lächeln auf den Lippen werde ich mir gleich irgendeine herrliche Schnulze in den DVD-Player schieben.
Heute darf ich das. Mich kann ja keiner sehen. Die Vorhänge sind ja zugezogen. Draußen ist Sommerunwetter, hier drinnen ist Herbst. Gülden tanzen die Blätter.


Freitag, 20. Juli 2007

John Lennons warme Waffe (1:0 für mich nach 15 Minuten).

Vorgeschichte:
An einem regnerischen Julitag saß ich mit beschissener Stimmung und einer Träne im Knopfloch in der Straßenbahn, das Haupt gen Boden gesenkt. Mir gegenüber saß eine weibliche, mir unbekannte Person (geschätztes Alter: Anfang 20).
Geschüttelt von undefinierbarer Trauer erhob ich meinen Kopf und blickte in die Augen meines Gegenübers - und sie lächelte mich an. Nein, das war kein Flirten. Das war einfach ein aufmunterndes Lächeln. Ein warmer Schauer packte mich und ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln. In der nächsten Sekunde (was bin ich nur für ein Freak!) kam mir eine Songtextzeile in den Kopf. Drei Minuten später erreichte die Bahn meine Straßenbahnhaltestelle, ich erhob mich von meinem Platz und flüsterte der Dame ins Gesicht: "Thank you, Stranger, for your therapeutic smile." Ob sie was darauf antwortete, weiß ich nicht. Die Tür schloß schnell und mit der klaren Luft kamen klare Gedanken.

Einen Tag später bekam Löner den Auftrag von mir, ein T-Shirt für mich anzufertigen (er hat die Mittel, arbeitet er doch in einer Werbefirma). Heute lag es auf meinem Stuhl, als ich von der Arbeit kam.
Geschlafen, geduscht, das Shirt angezogen und gehofft. Die Schuhe geschnürt und den ganzen Weg gerannt. Bis zum Einkaufszentrum. An der Kasse las die Kassiererin den Satz auf meiner Brust, während ich bemüht versuchte, das Kleingeld in meiner linken Hand zu zählen. Es war zehn Minuten vor Feierabend (bzw vor Ladenschluss) und die Dame schaute mich an und sprach lächelnd: "Dafür nicht." Wenn man einen Menschen nach einem langen Arbeitstag zum Lächeln bringt, dann kann man sich ruhigen Gewissens schlafen legen, denn der Tag hat sich zwangsläufig gelohnt. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Und das schon nach fünfzehn Minuten.

Ich bedanke mich im Voraus für ein bis dato nicht geschehenes Lächeln, dass sich wenige Sekunden nach der Dankung ereignet. Ein einfacher T-Shirt-Satz als selbsterfüllende Prophezeiung? Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster mit einer solchen Überlegung, aber hey: Sollte ich aus dem Fenster fallen - don't worry. Someone's smile will catch me and build me up again.

Vorne:


Hinten:



»...and I came upon a doctor who appeared in quite poor health.
I said: "There is nothing that I can do for you that you can't do
for yourself."

He said: "Oh yes, you can. Just hold my hand. I think that that would help."
So I sat with him a while and then I asked him how he felt.
He said, "I think I'm cured. In fact, I'm sure.
Thank you, Stranger, for your therapeutic smile."
«
(Bright Eyes, "Bowl of Oranges")


Dienstag, 17. April 2007

If I could freeze our small amount of time together...

Du rennst die Treppen runter. Während des Laufens versuchst Du, Dir eine Zigarette anzuzünden. Fünf Züge sollten eigentlich trotz Zeitmangels noch drin sein. Wieder einmal bist Du spät dran, ein Dauerzustand, der sich wie ein roter Faden durch die letzten zehn Jahre Deines Lebens zieht.

Um 05:16 Uhr im Bett hochgeschreckt - scheiße! -, der Wecker klingelte bereits vor elf Minuten. Elf kostbare Minuten. Ins Badezimmer gesprintet, Gesicht gewaschen und Zähne geputzt. Duschen kannst Du heute Abend nach der Fahrstunde, da hast Du es ohnehin nötiger. In die Klamotten gesprungen, Schuhe an und die Schnürsenkel in die Schuhe gestoft. Zubinden kannst Du sie auch noch in der Straßenbahn. Noch einmal ins Schlafzimmer, dem Mädchen, neben dem Du - mal wieder zu spät - aufgewacht bist noch schnell einen Kuss geben (die Glückliche muss erst in drei Stunden aufstehen...), einen Hieb aus dem Tetrapak Orangensaft genommen, den Schlüssel umgedreht und raus.

Jetzt stehst Du hier im Treppenhaus, entzündest die Zigarette und rennst weiter. Du nimmst drei Stufen auf einmal und spurtest aus dem Haus. In zwei Minuten kommt die Straßenbahn und die ist - nun zu Deinem Leidwesen - pünktlicher als die Deutsche Bahn.
Noch drei Züge und Du schmeißt die Kippe in die Ecke, eine Kurve noch und Du bist da. Schwer atmend stehst Du an der Haltestelle und siehst auch schon die Bahn ankommen. Du stehst mal wieder zu weit hinten, vor Deiner Nase steht der hintere Wagen. Eigentlich steigst Du lieber vorne ein (dann sparst Du beim Umsteigen Zeit und Weg), aber neben Dir steht eine Polizistin, die ebenfalls einsteigen will, und Du magst nicht an ihr vorbeilaufen. Paranoia und Zeitmangel waren noch nie beste Freunde.

In der Straßenbahn ist der einzige leere Platz genau gegenüber der Polizistin. Dann doch lieber stehen. Endlich Zeit zum Gähnen. Du fragst Dich, wie lange Du wohl geschlafen hast? Gestern Spätschicht, danach Kino (Spätvorstellung), um Viertel vor zwei im Bett gewesen. Das letzte Mal bewusst auf die Uhr geschaut: 2:15 Uhr, danach noch etwas wach gelegen (die verdammten HipHopper von gegenüber - um diese Uhrzeit ihr gottverdammte Mucke so laut aufzudrehen). Effektive Schlafenszeit: Circa 2,5 Stunden. Aber hey, immerhin war der Film gut. Du musst lächeln. Überhaupt hast Du in letzter Zeit echt Glück gehabt, seit längerer Zeit keine schlechten Filme gesehen.
Du denkst an das, was noch ansteht, blickst mit müden Augen durch die Gegend, und der erste klare Gedanke, den Du an diesem Montagmorgen fassen kannst ist: Ohne gute Musik überstehe ich den Tag nicht. Orientierungslos kramst Du in Deiner Tasche nach dem MP3-Player und versuchst Deine Gedanken zu ordnen: Was ruhiges, um den Tag langsam angehen zu lassen oder was schnelles, hartes um wach zu werden? Du entscheidest Dich für letzteres.
Deine Blicke wandern, mit dem Kopf zum Takt der Musik wackelnd, durch die Bahn. Unruhe macht sich im Abteil breit, Du befürchtest schlimmes, schaust Dich um und erblickst sie: Kontrolleure. Na vielen Dank. Noch zwei Stationen zu fahren, zehn Meter vor Dir die Kontrolleure, einen Meter hinter Dir die Polizistin Mitte 20. Aber Menschen wie Du haben wohl immer eine ordentliche Portion Glück in der Gesäßtasche gebunkert, für schlechte Zeiten. Sie haben einen Schwarzfahrer erwischt, sind mit ebendiesem beschäftigt und die Straßenbahn rollt in die Luft zum Atmen versprechende Zielstation ein. Armer Sünder. Du drückst ihm die Daumen und wünschst ihm eine gute Ausrede, während Du die Bahn verlässt. Müden Schrittes blickst Du Dich um, um zu schauen, ob die Polizistin mit Dir zusammen das Abteil verließ. Verdammte Paranoia. Aber nein, Glück gehabt, sie fährt noch weiter. Du siehst sie in der Bahn sitzen, und als Du realisierst, dass Du sie los bist, musst Du lächeln. Sie denkt, dass Dein Lächeln ihr gilt und nicht dem Umstand, dass sie weiterfährt, und lächelt brav zurück.

Von einer Straßenbahn in die nächste, nur für drei Stationen (oder doch vier? Du hast sie nie gezählt). Du wechselst den Bahnsteig, kommst an und die Straßenbahn fährt ein. Gutes Timing, Junge. Wäre es nicht zuviel Bewegung, würdest Du Dir selbst auf die Schulter klopfen.
Du entdeckst einen leeren Platz und entscheidest, dass Du die paar Stationen ruhig sitzen kannst. Dir gegenüber sitzt das Leiden Christi: Aufgedunsenes Gesicht, eine Nase wie eine Knolle, tiefliegende Augen mit dunklen Ränden, gut beleibt, Mundwinkel bis zu den Kniekehlen, vertieft in Deutschlands Seifenwasserblatt Nr. 1; Geschlecht: Dem Anschein zufolge weiblich.
Du kennst Deinen Körper und Du kennst Deine Schwächen - und vor allem weißt Du: Dein Gehör arbeitet frühmorgens auf Sparflamme. Der Song, der durch die Kopfhörer des MP3-Players in Deine Ohren geht, ist zu gut, als dass Du ihn nur in einem Bruchteil der Lautstärke, die er eigentlich verdient, hören kannst. Während Du langsam aber stetig die Lautstärke erhöhst, blickt Dein Dein Gegenüber, Frau Rübezahl, missmutig über den Rand ihrer Zeitung (Nein! Natürlich, sie liest doch nur das Horoskop. Selbstverständlich), genau in Dein Gesicht. Du zückst als Rüstzeug die Waffe der Althippies: Das Lächeln. Manchmal ist nichts entwaffnender. Lächeln nennst Du das? Mühevoll ziehst Du einen Mundwinkel nach dem anderen Richtung Ohren, erst den rechten, dann den linken. Durch Deine zugekniffenen Augen, gerötet und mit tiefen, dunklen Rändern (welch schöner Kontrast) muss das ganze ziemlich hämisch aussehen. Aber wie dem auch sei, sie murmelt etwas in ihren (durchaus vorhandenen) Bart und senkt den Blick wieder Richtung Brausepulverblatt.

Die drei (oder sind es vier?) Stationen sind geschafft, Du steigst aus, jetzt geht es in den Bus. Sechs Minuten Wartezeit, reicht für 'ne Fluppe. Du entzündest sie, ziehst dran und wippst mit dem Fuß. Gott, wie Du diesen Song liebst. Es ist 05:42 Uhr in der Innenstadt, die Schwesternschülerinnen des nahegelegenen Kinderkrankenhauses gehen an Dir vorbei und Du fängst an zu tanzen. Look at me, I'm standing right here ... and I'm dancing with Samiam on my mind.
Der Bus fährt vor, Du holst Dein Portemonaie heraus, schnippst die Zigarette unter den Bus und fragst Dich zeitgleich, ob er wohl dadurch explodieren wird, wie bei Alarm Für Cobra11 und Konsorten.
Du zückst Deine Fahrkarte, gehst am Fahrer vorbei und hoffst, dass er ebenso müde ist wie Du und ihm nicht in den Sinn kommt, dass wir gar nicht Dezember 2006 haben. Ja, er ist müde. Glück gehabt. Du setzt Dich ganz vorne hin, obwohl hinten noch alles frei ist. Früher waren das in Deinen Augen die Spießer- oder Streberplätze, doch seitdem Du (mehr oder weniger) regelmäßig die Fahrschule besuchst, hast du verstärktes Interesse, anderen beim Fahren zuzuschauen, um zu sehen, wie sie die Situationen meistern, in denen du hinterm Steuer schwitzend versagst. Du hast nicht viel Erfolg, auf den Straßen ist nichts los um diese Uhrzeit - und die Sau blinkt nicht beim Spurwechsel. Du fragst dich, ob Du Deinen Fahrlehrer nicht mal darauf ansprechen solltest, die Fahrstunden vielleicht auf 05:00 morgens zu verlegen. Lächelnd verwirfst Du die Idee, Dein Fahrlehrer ist offensichtlich ein noch größerer Morgenmuffel als Du.
No Use For A Name dröhnt durch die Ohren und Du versuchst, gedanklich den Tag ein wenig zu strukturieren. Gleich Arbeit, um 14:00 Uhr Feierabend, um 15:10 Uhr zuhause (Verdammt! Du brauchst den Lappen!), Katzen streicheln, ins Bett legen, schlafen. Du hast gemerkt, dass Du ziemlich scheiße fährst, wenn Du so müde bist, und dafür ist Dir Dein Geld zu schade. Um sieben vom Mitbewohner wecken lassen (Memo an Dich: Ihm unbedingt einen Zettel hinlegen), den Flurschuhschrank kaufen, den Du gesehen hast (langsam entwickelst Du echt einen Schuhtick) und in Den Flur stellen. Soll heißen: Die Kartons in den Flur stellen, denn dort stehen sie sicherlich zwei, drei Wochen, bis Ihr in aufbaut. Was für 'ne Männer-Wg: Zwei Kerle mit linken Händen, die größtes Vergnügen dabei entwickeln, sich abends zusammen vor den Fernseher zu setzen und die Charmed-Staffeln zu schauen (gerade: Dritte Staffel, in vier Folgen stirbt Prue).
Danach, um 21:00 Uhr Fahrstunde. Es wird schon dunkel sein, Du bist noch nie im Dunkeln gefahren. Aber muss ja. Du schluckst.

Du musst seufzen, wenn Du an die Arbeit denkst, denn Du weißt, dass Du heute vormittag wieder alleine auf Station bist. Derjenige, der für den Personalmangel im Pflegebereich verantwortlich ist, gehört an den Pranger gestellt und öffentlich ausgepeitscht. Du denkst an Psychopharmaka im Allgemeinen, an Neuroleptika und Antidepressiva, an Anxiolytika und Stimmungsstabilisierer und an den schmalen Grat beim hantieren mit ebendiesen Mitteln. Wach sein heißt es, Fehler können tödlich enden. Und wieder ein Seufzen. Verdammter Personalmangel.
Aus den Kopfhörern dröhnt "For Fiona". Gott, wie sehr Du diesen Song doch liebst. "If I could freeze our small amount of time together..." Wieder ein Seufzen. Du denkst daran, dass Dir leider Gottes immer wieder die Zeit fehlt, um sie mit all den schönen und wunderbaren Menschen zu teilen, die Du kennst und die Deine Gegenwart verdienen, so wie Du auch die ihre verdienst. Du denkst an Sarah. Sie zog vor drei Jahren nach Wien und ihr seht Euch leider viel zu selten. Dennoch siehst Du in ihr immer noch die beste Freundin, die Du je hattest. "I owe you eternally." Oh Gott, wie sie Dir fehlt. Dir kommt der Gedanke, dass Du Deine Tochter nach ihr benennen solltest. Nach ihrem zweiten Namen, so als kleiner Tribut daran, was sie doch für ein wichtiger, wundervoller Mensch ist. Ihr zweiter Name, den nicht jede Sau kennt, ein stillschweigender und nicht plakativer Tribut. J., was für ein schöner Name. Du fragst Dich, warum die most beautiful minds auf dieser Welt die schönsten Namen tragen; es scheint fast, als wollten die Namen die Schönheit ihrer Seele untermauern und bestätigen. Ein schöner Gedanke.

Viele schöne Gedanken. Viele Gedanken auf einer langen Fahrt. Da vorne geht die Sonne auf, von rot und gold geblendet musst Du blinzeln. Gleich wirst Du aussteigen. Und es wird sicher - trotz allem! - ein guter Tag. Ein schöner Tag. So schön wie die Seelen und Namen der wundervollsten Menschen, die Du kennst. Die wundervollsten Menschen dieser Erde.


Montag, 16. April 2007

Ich trage Erinnerungen an mir.

„Sommer ist und kein Herbst dahinter...“
Die Sonne, brennende Schlampe am Himmelzelt, kitzelt wieder.
Sie kitzelt mir Heuschnupfenlangzeitallergiker in der Nase. Sie kitzelt Stubenhocker aus ihren Stuben. Sie kitzelt kleine Teeniemädchen, bis sie über jeden doofen Witz und süßen Boy lachend an der Straßenecke stehen. Sie kitzelt die Melancholie aus mir heraus, fördert sie zu Tage, führt sie an Licht und wärmt sie dort.

Die Sonne brennt und mit ihr meine Wenigkeit. Ich sitze hier und denke daran, dass ich jetzt gerne dort wäre, wo ich nicht bin, wenigstens für ein paar Tage. Am Nordpol, die Kühle genießen. Wieder in Spanien, auf Teneriffa, Eiswürfel lutschen. In dem kleinen Ort, den man leicht übersieht, um dort auf meiner Bank zu sitzen. Wenigstens für ein paar Tage.

Als ich heute morgen in den Spiegel schaute, musste ich feststellen, dass ich Erinnerungen an mir trage, aus diesem alten, mir so sehr verhassten Heimatdorf. Die Hose, die ich trage, kaufte ich mir 1998, weil sie so tiefe Taschen hat. Eine wichtige Voraussetzung für geplanten Ladendiebstahl, den ich und einige andere so fleißig zelebrierten. Wir hatten alles, was wir brauchten und von alledem zuwenig. Es ging um Kicks, die gesucht und gefunden werden mussten, weil sie so schmerzlich fehlten. Ein alltägliches Problem der Dorfjugend. Ich trug sie im Sommer 1999, als ich mit Meki, Robert und Steffi und einem SchüFeTi in den HeidePark fuhr. Auf dem Rückweg ein Lebkuchenherz im Rucksack, das langsam vor sich hin schmolz, weil ich zu schüchtern war, es zu überreichen.
Das Shirt, dieses alte, abgetragene NoFX-Shirt, trug ich, als ich das erste Mal ein Polizeirevier von innen sah. Und es war sicher nicht Tag Der Offenen Tür. Es ist mittlerweile verblasster als vor zehn Jahren, und irgendwie ist es mir mittlerweile zu groß (damals stand ich ja auf diese XL-Shirts).
Das Hemd, das ich trage, habe ich mit 14 meinem Vater aus dem Schrank geklaut, weil ich es fesch fand, wenn es mir lasziv offen durch die Gegend weht und meine Bandshirts offenbart. Das tut es immer noch.
Die Sonnenbrille, die in der Hemdtasche steckt, ... keine Ahnung, wo die her ist; auf jeden Fall besaß ich sie schon in Astfeld. Hab ich sicher irgendwann mal irgendwo geklaut.
An meinem rechten Unterarm befindet sich eine Narbe, genau neben meiner Tätowierung. Das Tattoo ist neu, die Narbe alt. 1991 (Herbst), auf dem Spielplatz von einem Zaun genau auf eine Betonplatte gefallen. Rechter Arm gebrochen, Elle und Speiche vollkommen durch. Ein offener Bruch. Ich stand unter Schock ob meines in einer ungewöhnlichen Stellung abstehenden Unterarms; ich fühlte keine Schmerzen und fand es sogar cool, mit den Fingern meiner linken Hand in die offene Wunde zu fassen und meinen Knochen zu berühren. Wer von Euch kann schon behaupten, mal seine eigenen Knochen berührt zu haben?
An meinem linken Unterarm befindet sich eine vernarbte, schlecht verheilte (damals offene) Wunde, nachdem ich 1999 für eine Netzwerk-Session in Mekis Keller mit Marc-Andrés Fahrrad zu mir nach Hause fuhr um noch Kabel zu holen und auf den letzten zehn Metern einen stuntreifen Sturz mit dem viel zu kleinen Fahrrad hinlegte. (Fürs Protokoll: Ich rutschte mit dem rechten Fuß vom Pedal und kam auf den Boden [wie bereits erwähnt: Das Fahrrad war viel zu klein], das Fahrrad rollte mit mir weiter, mein sich auf dem Boden befindliches Bein zog mich nach hinten, das Pedal drückte in die rechte Wade, ich hatte Schlagseite nach rechts, versuchte mich durch eine Bewegung des linken Beines in der Luft zu stabilisieren und die Situation zu retten, geriet mit der linken Ferse in die Speiche, verdrehte mir das linke Bein, das Fahrrad stoppte abrupt, warf mich vornüber und ich bremste mit Gesicht und den linken Gliedmaßen. Blut aus der Nase, Blut aus dem Mund, Blut aus dem linken Unterarm, Blut aus dem linken Knie.) Unglaublich, dass man sich an so etwas noch so detailliert erinnern kann, obwohl es eine Sache von Sekunden war. April 1999.
An meiner Lippe befindet sich eine Narbe, die ich mir zuzog, als ich mit vier Jahren die Kellertreppe hinunterfiel. Vielleicht war ich auch drei, die Jahreszahl könnt Ihr Euch selber ausrechnen. Ich bin zu faul dafür.

Verdammt, was ist aus Hannover?
Die Tätowierungen, keine Frage.
Die Narbe am linken oberen Nasenflügel, als mir der Deckel einer großen Mülltonne vor fünf Wochen fast meine Nasenwurzel zertrümmerte. Ist mir einfach ungefragt zurück ins Gesicht gefallen, hat geblutet wie Sau und eine Narbe hinterlassen. Aber die ist bei weitem nicht so cool wie eine Narbe, die man bei einem Sturz vom Zaun, von der Treppe oder vom Fahrrad erhält.
Schade.

Letzte Anmerkung:
So unspektakulär das Zuziehen eben jener Nasennarbe ist - die Sache, wie sich Butzzze vor Jahren in Astfeld den Arm brach, ist noch viel uncooler.


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In der Tat: Ohne Worte.
"Ich glaube an den friedlichen Protest und keine Tiere...
Lone - 24. Feb, 19:11
God damn it.
Der Kerl heißt ja "McClane" und nicht "McLane". :(
Lone - 21. Feb, 17:45
Heiliger Shice!
Lone - 21. Feb, 15:13
öööööhm?
Wie war das gedacht mit einem Beitrag wöchentlich?...
Lone - 25. Dez, 15:58


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