Like a virgin (touched for the very first time).
Ok, vorgestern Abend war es soweit: Ich begab mich in die Innenstadt, um mich mit
DeZivi (manche werden ihre Namen wohl nie los
) unter der Uhr zu treffen. Noch einmal Kohle abgehoben, 'ne Minipizza auf die Faust und dann ab in die Straßenbahn Richtung Waterloo (besser: Richtung AWD Arena).
Ja, ihr ahnt richtig (falls ihr denn richtig ahnt): Wir waren auf dem Weg zum Auftritt von
Madonna (
Confessions on a Dancefloor Tour, Baby), ihres Zeichens 48jährige, Mutter, Skandalnudel der 80er und - nebenbei - auch Musikerin. Sicher fragt sich der eine oder andere, wie denn DeZivi (Barfuss) und DeBeko auf die Idee kamen, zum Madonna-Konzert zu gehen... - nun, ihr seid mit Eurer Frage nicht alleine. Man stieß auf allerhand Unverständnis, auch aus den eigenen Reihen.
Dialog Anne / Beko (beim GHvC-Festival, Hannover, 04.08.2006):
Anne:
"Ich verstehe einfach nicht, wieso sich eine 50jährige in hautenge Kleidung werfen muss und einen auf *** (das Wort, was sie benutzte, ist mir entfallen)
machen muss...
Beko:
"Na...weil sie's kann!"
Und ich hatte Recht.
Vor der Arena kaum Leute, der Einlass funktionierte reibungslos (ja, nahezu vorbildlich). Ich muss ja schon sagen: Das Stadion wirkte optisch auch um Massen kleiner als bei 'nem H96-Spiel. Es füllte sich langsam, es war etwas kalt und Madonnas Merch-Preise bewahrten mich vor 'ner Dummheit. 30,- € für 'ne CD (hat denn niemand der Dame erzählt, dass CDs hier bei uns so um die 16€ kosten?), 10,- € für'n Poster. 25,- € für'n hässliches Stirnband. Was soll's, man spart gerne Geld.
Unsere Sitzplätze waren unglaublich gut gelegen. Dies schlug sich wohl auch im Preis nieder, unser Sitznachbar hatte fast 200,- € für das Ticket gezahlt. Ein Glück, dass wir günstiger dabei weggekommen sind...
Um 20:00 legte dann der Vor-DJ auf. Ja, richtig gelesen, keine Vorband oder so etwas, sondern ein Vor-DJ. Aber kein unbekannter Vinyl-Scratcher oder ein Underground-Turntable-Killer, nein: Eine Legende auf seinem Gebiet. Ja, ich rede von niemand geringerem als
Paul Oakenfold! Den Namen noch nie zuvor gehört? Ich auch nicht. Sehr zu Erschütterung meiner Hinterdame. Naja, man kann ja eben nicht alles kennen. Was er dann auflegte, war im Grunde auch nichts weiter als gequirlte Scheiße, aber immer noch besser als Volksmusik (ja, manchmal versucht man sich mit allen Mitteln, beschissene Situationen schönzureden). Der Kerl hatte die Massen kein Stück in der Hand. Ein kurzer Hoffnungsschimmer durchzuckte meinen Hinterkopf, als das Gitarrenintro zu
Smells like Teen Spirit durch die Boxen jagte. Die Hände gingen in die Höhe, Tausende und Abertausende jubelten. Aber auch nur solange, bis sich das Stück (nach dem Intro) als abgefuckte Techno/House/Was-auch-immer-Version entpuppte. Und wieder einmal gingen einem die göttlichen
The Smiths durch den Kopf:
"Hang the DJ! Hang the DJ! Hang the DJ!" - oder eben wahlweise
Fury In The Slaughterhouse:
"Hang th DJ, hang him high. Kill this Bastard, kiss goodbye." Möge er an sich an seinen Kabeln erhängen.
Doch dann kam sie: Madonna, von den Medien als "Queen of Pop" tituliert. In einer Discokugel schwebte sie gen Boden und legte gleich mit einer SM-artigen Performance los. Sie spielte sich durch ihre alten und neuen Hits (leider zuwenig alte und zuviele neue), lies ihre Tänzer (besser: Schauspieler und Akrobaten) tanzen, hüpfen, flitzen, rollschuhfahren, etc. Ein Kostümwechsel jagte den nächsten, eine Showeinlage folgte auf die andere. Um ehrlich zu sein: Mir gefiel es, wie sie sich zu
Like a virgin an der Stange räkelte. Obszöne Gesten und schmutzige Anspielungen wechselten sich mit Bush-Kritik und Hinweise auf Mißstände in Afrika ab.
Kontraproduktiv? Vielleicht.
Die sagenumwobene Kreuzigungsszene fehlte natürlich auch nicht. MIr gefiel es, wie Madonna da mit Dornenkrone am Discokugelkreuz hing.
Selbstüberschätzung? Vielleicht.
Sehr schön auch der Moment, in dem sie die E-Gitarre (später auch die Akustikklampfe) in die Hand nahm und ihre Songs aktiv mitperformte. Hat mir gefallen. Nicht so gut wie Eddie Van Halen, aber besser als Beko.
Ich frage mich nur: Bin ich der Einzige, der nicht umhin kam, dieser Blondine bei
Hung Up in den Schritt zu starren? Sie machte den Body wieder salonfähig, und unter diesem dünnen Stück Stoff zeichneten sich einige Konturen in der Lendengegend extrem ab. Mir hat's gefallen.
Und jeder, der mir jetzt unterstellt, ich sei einfach gestrickt, dem antworte ich: Auch ich darf das mal. So.
Leider Gottes ging die Show nicht allzulange (ziemlich genau zwei Stunden). Noch leiderer Gottes spielte sie ihre zwei besten Songs (
"Like a prayer" &
"Frozen") nicht... Aber ich muss schon sagen, mir gefielen die Neuinterpretationen ihrer Klassiker recht gut.
Höhepunkte:
- Madonna mit der Austikgitarre. Was zum Teufel war das für ein Song?
- Madonna am Kreuz (und das Drumherum und Nachher)
- Madonna an der Stange (wie nennt man denn diese Gogo-Stangen?) bei "Like a virgin"
- Madonna mit den Fingern tiiiiiiief in der Hose (und wie sie selbige danach ableckte)
Fazit #01: Große Show für den Preis, den ich gezahlt habe. Da stimmt das Preis-Leistungsverhältnis.
Fazit #02: Bestimmt nicht so ganz toll für die Leute, die 200,- € gezahlt haben. Ich bin mir sicher, da blieb bei einigen ein bitterer Nachgeschmack.
Fazit #03.: Ich wette, einige Leute hatten nach der Show noch guten Sex.