Montag, 9. Januar 2006

"Everything's so blurry..."

"...and everyone's so fake."

(Achtung: Langer Beitrag!)
Es ist unglaublich. Die Stimmung eh schon seit Wochen am Boden, die Welt dort draußen grauer denn je zuvor, die Fanta abgestandener, das Zimmer zu kalt und das Bett zu warm (und vor allem zu leer). Die Gitarre des Lebens spielt nur noch Moll. Und dann, irgendwoher, von draußen, wahrscheinlich aus dem tiefergelegten Golf 3 eines Dorfspinners, dröhnen Töne. Ein paar nur, leicht verschwommen, vermischt mit den Alltagsgeräuschen einer Welt, die mich nie interessierte. Aber es kommt einem bekannt vor, man geht zum Fenster, versucht die Quelle ausfindig zu machen. Man macht das Fenster auf, um besser und/oder mehr sehen zu können. Und siehe da, es ist tatsächlich ein Golf 3 (ob er tiefergelegt war oder einem Dorfspinner gehört, kann ich allerdings nicht sagen). Die Kälte dort draußen drängt an einem vorbei, ins Zimmer. Man versucht den Song zu erkennen, man singt ihn leise mit. Irgendwoher, aus den hintersten Regionen des Hirns, kommen ein paar Textfetzen ans Licht. Man versucht, ein abstraktes Puzzle zusammenzusetzen. Von wem zum Teufel ist dieser Song? Wie heißt er? Verdammt, man kennt ihn, er ist so unheimlich vertraut, doch man hat ihn jahrelang schon nicht mehr gehört. Und plötzlich der Faustschlag ins Herz. Zurücktaumeln, in die Seile, nach vorne stolpern, zu Boden sacken. 9, 10 und aus! Es ist "Blurry" von Puddle of Mudd. Ein Song, den ich heute wahrscheinlich, wäre er neu, nicht hören würde. Aber damals, vor vielen Jahren, bedeutete er mir sehr viel. Hallo Melancholie, good-bye letzter Rest Leben in diesem verwesenden Körper. Da war es wieder, alles: Die Momente meines Auszuges (der eher von Tränen als von Freude begleitet wurde). Der Moment, als ich mit Butzzze und Steffi im Auto saß, beim Kino in Goslar, und ihm während der Fahrt von hinten über die Schulter griff um den Song lauter zu machen. Die Stunden mit meiner Schwester auf dem Arm, die Momente mit meinen guten Freunden und Freundinnen von damals. Und immer wieder diese Frage: Was hat mich bloß so ruiniert?

Jeder, der etwas Grips hat, wird folgende Tatsache nicht verleumden können: Die Geschichte wiederholt sich immer wieder. 1999, in dem von mir immer wieder als intensivstes Lebensjahr titulierten Abschnitt meines Lebens, ging es mir (es muss so um den Mai herum gewesen sein) so beschissen wie nie zuvor.
Mitte '02 (Kenner wissen: Die Zeit meines Auszuges) bis Irgendwann im ersten Halbjahr '03 sah es ähnlich düster aus, nur noch schlimmer, irgendwie.
Wenn eines immer da war, von Anfang bis Ende, von den Achtzigern bis ins neue Jahrtausend, dann war es eins: Musik!
Und jetzt? Ich hab die Schnauze voll von allem und nichtmal genug Kraft, mich zu beschweren. Worüber auch? Ich scheine nicht dieselbe Sprache der Menschen dort draußen zu sprechen, und den Mund krieg ich viel zu selten auf. Selbstmitleid? Die Mühe wär ich mir nicht wert.
Die Frage ist: Wofür kämpfen? Wofür bluten? Es läuft eh alles in die Richtung, die ich vor Jahren noch hasste. "Du verlangst einfach zuviel..." dürfen die bösen Lästermäuler gerne sagen. Aber wo verlange ich denn zuviel? Im Endeffekt will ich doch nur eines: Mit den guten Menschen zusammen sein.
  • Mit Löner Carcassone spielen bis zum Umfallen.
  • Mit Butzzze Magic daddeln, bis die Hände bluten (und nur einmal seinen Keller wieder so voll sehen wie zu den besten Zeiten).
  • Mit Sarah im Kö sitzen, umherfahren, reden. Sie einfach bei mir haben.
  • Bei Jenny sein, und ihr soviel erklären und erzählen und zuhören. Ihr sagen, wieviel sie mir bedeutet.
  • Auf der Arbeit sein, mit all diesen gute Menschen, mit diesen tollen Bewohnern, bei denen ich leider viel zu selten bin (verdammte JAV-Arbeit).
  • All meine klasse Arbeitskollegen. Ein letztes Mal, am Ende meiner Ausbildung nochmal Schwein gehabt.
  • David, der ewige Kniffelkönichvize. Ein Hoch auf ihn und all die tausend Spiele, die noch folgen.
  • Mit Annika, meiner kleinen Schwester, Zeit verbringen. Ich habe sie viel zu selten auf dem Arm, gehe viel zu selten mit ihr spazieren.
  • Meine Familie. Man sollte mehr Zeit mit ihr verbringen - und weniger von eben jener Familienzeit mit Streiten verbringen.
  • Mit Steffi mehr Musik hören, mehr Mixtapes und mehr Zettel mit Songzitaten austauschen. Und mehr Videoabende verbringen.
Leider sind von diesen Sachen einige nicht so einfach realisierbar. Ein Glück, dass ich wenigstens drei "Instanzen" habe, die das Leben einigermaßen lebenswürdiger gestalten: Der Löner (der Herr segne ihn Ein Smiley für'n Löner), meine Arbeitskollegen, die Musik. Oh, meine Katzen nicht zu vergessen.

Ich möchte niemals in meinem Leben die ersten Töne von True Romance (Rosenfels) vergessen.




So, das waren sie, die Impressionen eines beschissenen Lebens. Ach ja, und noch zehn Punkte für den, der weiß, von welcher Magic-Karte das Bild dort oben ist...


"Everything's so blurry..."

Destruktion?"...and everyone's so fake."
Ich sehe soviel Potential, wie es vergeudet wird. Herrgott nochmal, eine ganze Generation zapft Benzin, räumt Tische ab, schuftet als Schreibtischsklaven. Durch die Werbung sind wir heiß auf Klamotten und Autos, machen Jobs, die wir hassen, kaufen dann Scheiße, die wir nicht brauchen.
Wir sind die Zweitgeborenen der Geschichte, Leute. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller, unsere große Depression ist das Leben.
Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben, dass wir irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars! Werden wir aber nicht! Und das wird uns langsam klar. Und wir sind kurz, ganz kurz vorm Ausrasten...


Samstag, 7. Januar 2006

"Vielleicht denkt sich hier noch irgendjemand etwas aus..."

"...bis dahin: Alles Gute!"

Heimatdorf: Der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung II

Ich sehe, wie kleine Straßen zur Dorfmitte hin immer kleiner werden. Ich sehe, wie dunkle Ecken dunkler, aber nicht anziehender werden. Ich spüre, wie der kalte Wind kälter wird. Rieche, wie der Geruch der Verwesung beißender wird.
Wenn ich, wie so oft, von Goslar zu Fuß nach Astfeld gehe (diese vier Kilometer - gelacht!), weil ich zu geizig für die Buskohle bin oder grade einfach kein Bus fährt, dann gehe ich (da die Strecke eigentlich nur geradeaus führt) immer weiter auf diese verlockenden Lichter meiner Jugend zu. Bitter wird's, wenn man das Dorf betritt. "Kein Mensch auf der Straße um 20:30 - dass das nicht das Leben ist, glaub mir, das weiß ich!" (- But Alive, "Es sei denn, du bist Snake Plissken")
Man geht durch leergefegte Straßen, keine Motorengeräusche, keine Lichter hinter Fenstern, ab und an ein paar einsam flackernde Fernseher und dann wieder ein Auto, dass die leergefegten Straßen zum Rasen ausnutzt. Menschen leben ihr Leben alleine hinter milchigem Glas, zwischen Fernseher und Kühlschrank. Dorfiydlle? Nightmare called life. Was hat uns nur so ruiniert? Wenn ich durch diese Straßen gehe, muss ich an die erste Bad Religion-Platte denken: "How could hell be any worse?"
Der Jägerzaun wird gepflegt, und selbst die Bushaltestellen sind weiß und ohne Grafitis. Was ist aus den Kids geworden, die die Straßen dieses Dorfes bevölkerten? Die erst bei Einbruch der Dämmerung rauskamen und sich trafen? Imprisoned by Playstation? Aber auf die kids und Jugendlichen werde ich in einem seperaten "Artikel" eingehen. Die Sterilität eines Dorfes wie Astfeld hält einen gefangen. Einmal hier drin kommst du nie wieder raus - es sei denn, du bist Snake Plissken. Die einzigen Lebenszeichen erblickte ich nach 20 Uhr lediglich in der Pizzeria. Dort saß sie, die Bevölkerung des Dorfes, von Dummheit bis Dorfprominenz. Menschen, die Blusen und ihren Schmuck zur Schau tragen, Menschen, die unter ihren Pullundern Hemden tragen. Der Scheitel akurat, das Grinsen aufgesetzt. Und auf der anderen Seite das deutsche Dummvolk. Den Geist im Glas, den Verstand für 'ne Buddel Korn verkauft. Und dass Fremde sowieso nicht hierhergehören, das erfährt man spätestens hier. In der Pizzeria (die die weltbesten Pizzen macht, übrigens) trifft sich der Deutsche von Welt Dorf.
Was ist aus den Menschen meines Alters geworden, die den Ausbruch nicht geschafft hatten? Fahren sie immer noch auf dem Trecker durch die Gegend, tunen sie immer noch ihren Golf 3 und stellen die Bilder stolz in's Internet?

"Wer zur Hölle seid ihr und was seid ihr offensichtlich nicht?"

Die Hauptstraße ist einfach nur leer, nicht mal Anwohner fahren hier rum. Man kann bekifft auf der Straße liegen und die Sterne über seinem Dorf zählen - wenn es jemanden hier interessieren würde, wieviele Sterne es sind.

Es ist kalt in diesem Dorf, hier an der B82, hier zwischen Langelsheim und Goslar. Diese gepanzerten Herzen kreisen dich ein. Und ich gehe durch die Straßen, Musik in den Ohren, und ich kenne die Stellen, an denen Sachen geschahen. Ich kenne die Gerüche und ich kenn' die Gegenstände und ich kann spüren, wie sie die Form verlieren.
Und eine einsame Träne tropft auf den kalten Asphalt, doch keiner ist da, der sie fallen hört.


Donnerstag, 5. Januar 2006

"Der Tag der Armut wird nicht gefeiert..."

"...Zuviele Menschen
in deren Mitte ich volltrunken versage."


Ok, here we go again. Neues Jahr, aus der '05 wird ein '06. Neues Lebensjahr. Aus der 23 wird eine 24. Get ready for the same ol' struggle. Dieses Jahr werde ich nicht nach Hamburg oder Berlin flüchten, dieses Jahr werde ich mich der Meute, die es nicht gibt, stellen. Keine Flucht vor dem imaginären geliebten Feind.
Als ich erwähnte, dass ich mit dem Gedanken spiele, nach Hamburg zu fahren, klassisch ohne Handy, erntete ich Wuttiraden. Wann lernen die Menschen endlich, dass mein Geburtstag nicht für sie da ist?
Lohnt es sich, für diese paar wenigen Menschen zu bleiben? Doch warum flüchten, wenn es nur so wenige Menschen sind, die an meinen Geburtstag denken? Flucht, weil so wenige daran denken? Weil so viele sagen: "Oh, hattest du nicht am 06. Geburtstag?" Den Spaß und die Freude am Geburtstag negieren, um nicht verletzt zu werden, wenn all die Menschen nicht an einen denken, an die man denkt? Wahrscheinlich ist es so.

Was zeichnet den Geburtstag aus? Es ist der Tag der Enttäuschung. Früher war es der Tag, auf den man wartete, mit glänzenden Augen. Kindergeburtstage mit all ihrem Charme. Yeah. Heute? Fuck it. Würd' ich Alkohol trinken, ich würde mich heute besaufen. Aber dafür fang ich mit dem Alkoholtrinken nicht wieder an. Das bin ich mir nicht wert.
Wer wird heute anrufen, wer wird heute vorbeikommen? Meine Mutter, mein Vater? Sicher nicht. Wird mein Bruder sich melden? Wohl kaum.


"Father, can you hear me? I curse the day that I was born!"

"Eine Zeile in meinen Kopf ist beendet.
Nun denke ich einen neuen Satz
und kann mich nur vage
an den vorigen erinnern.
Der Tag der Armut wird nicht gefeiert!"


Mittwoch, 4. Januar 2006

"Wo ist die RAF, wenn man sie braucht?"

Heute, gegen späten Nachmittag, fuhr eine Straßenbahn an mir vorbei. Drin saßen: Ein Haufen dieser verdammten, vermaledeiten Faschos. Zur besten Zeit, zu der sich die meisten in der Schule, Uni oder auf der Arbeit befinden. Nur die Nazifressen nicht, wie auch? Die Ausländer nehmen ihnen ja die Arbeit weg. Sicher. Und da saß das Pack, zu sechst oder siebt, inmitten der restlichen deutschen Doofheit, die sich an den Glatzen nicht störten.
Genau in diesem Moment musste ich dran denken, wie diesen letzten Sommer die durchgestrichenen und zerschlagenen Hakenkreuze gerichtlich verboten wurden. Manchmal frag ich mich, ob ich der einzige bin, der sich an diesen Tendenzen stört?
Ob ich der einzige bin, den die Wut packt, wenn er diese rasierten, dummen Wichser sieht.

"Maika macht das Würstchen,
und Dummheit den Faschist.
Wir brauchen eine Lösung,
die für euch endgültig ist.

Ich will schwarze Wagen,
die langsam durch die Städte fahren.
Gezielte Todesschüsse,
eine Seuche, kein Erbarmen.

Ich glaube jetzt, dass das die Lösung ist.
Ich glaube jetzt, dass ein Stahlgeschoss jede Dummheit bricht."


Oder, um es mit einem meiner Texte zu sagen:
"Und ich wünsch' mir einen Heckenschützen
in irgendeiner Hecke sitzen."


Montag, 2. Januar 2006

How can you live with yourself?

How can you live with yourself?
How come you've got your health?
Why don't you mind your own self?
I hope you'll burn in hell!
I hope you'll burn in hell!
I hope you'll burn in hell!

You speak of things that I do
on which you don't have a clue.
Wish I could tell it to you
how much I dislike you,
how much I hate what you do,
how much I really hate you!

How can you live with yourself?
How come you've got your health?
Why don't you mind your own self?
I hope you'll burn in hell!
I hope you'll burn in hell!
I hope you'll burn in hell!

- Kristofer Åström, "How can you live with yourself?"


Wie schaffen es einige Menschen, Arschloch für's Leben zu sein? Wie können diese Menschen noch morgens ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen? Wie können sie mit sich selbst leben? Wie ich einige bestimmte Exemplare dieser meiner Spezies doch hasse, für das, was sie taten, tun und tun werden. I hope they'll burn in hell!


Samstag, 31. Dezember 2005

Auf ein neues...

Da gehen sie hin, die Stunden. Es sind jetzt noch etwas mehr als fünf Stunden, dann ist auch dieses Jahr geschafft. Resümee? Nicht mit mir - dieses Jahr ist nicht mal die Kalenderblätter wert, auf dem es festgehalten wurde.

Na gut. Also, was war? Das Jahr begann mit der Trennung von Steffi, mit der ich rund sechs Jahre meines Lebens, eine gemeinsame Wohnung und zwei Katzen teilte. Es führte dazu, dass ich zwar noch die Katzen, aber weder Kühlschrank noch Herd und Bett hatte. Auch tonträgermäßig war das Jahr anfangs eher mau, einzig die Oma Hans war ein Lichtbick. Die Fehde mit meinem Bruder (die seit Frühjahr '04 andauert) hat sich fortgesetzt und vertieft. Menschen, die mir was bedeuteten, zogen weg. Andere Menschen, die ich zumindest mochte, belogen und betrogen und verarschten mich, so dass ich den Kontakt zu ihnen abbrach. Selbiges mit meiner Exfreundin, die zwar nur 300 Meter von mir entfernt wohnt, jetzt, aber jeden Kontakt zu mir vermeidet. Wenn alle es verstehen...
Die Kohle war so knapp wie niemals zuvor, einige Male in diesem Jahr sagte mir der Automat: "Sorry, Alter, ist nix mit abheben!" Ich bin in das vierte und letzte Ausbildungsjahr gekommen und habe von Tag zu Tag weniger Lust auf diese beschissene Schule.
Größter Lichtblick 2006: Anna. Das Beste, was mir dieses Jahr passierte (und letztes Jahr schon begann).
Und sonst so? Es gab einige gute Platten (siehe links), es gab einige gute Konzerte und - Teufel! - es gab auch einige gute Momente in diesem Jahr, die ich nicht missen möchte (an den meisten waren Löner, dieser Wahnsinnskerl, oder Anna beteiligt). Aber im gesamten habe ich mehr gefroren als geschwitzt, mehr geweint als gelacht. Die letzten Wochen habe ich nur noch gehofft, dass dieses gottverdammte Jahr endlich zuende gehen möge...

Was soll werden?
Das ist und bleibt die große Frage. Was kommt jetzt? Was wird sich ändern? Ist diese Änderung die Erwähnung wert?
Machen wir uns nichts vor: Ich gehe straight auf die 24 zu (und sogar ziemlich straight). Ich werde dieses Jahr nicht vor meinem Geburtstag flüchten und nach Berlin oder Hamburg fahren, so egal ist es mir diesmal. Diese Zeiten sind vorbei, und ich werde mich sicherlich - Teufel noch eins! - über Geburtstags-SMSe freuen. Doch davon mal ab: Was wird 2006 anders als 2005?
Die Zeiten, in denen noch groß etwas passierte, sind vorbei. Wenn ich Filme sehe, die ich vor Jahren schon mal sah, denke ich mir (viel zu) oft: "Wie geil war das denn, bitteschön?" Im Ernst: Was hat ein Mittzwanziger noch großartig vor sich? Eckdaten: Heiraten, Kinder kriegen, Enkel haben, Rente, Tod. Was wird den morgigen Tag von einem x-bliebigen Tag im nächsten jahr unterscheiden?
Die geilen Zeiten sind sicher lange vorbei, ab jetzt wird nur noch aufgewärmt. Und das wissen wir alle: Richtig gut ist meistens nur der erste Teil, Fortsetzungen sind meistens nur ein Abklatsch. Alles, was ich jetzt mache, hab ich in ähnlicher Form schon vor vielen, vielen Jahren, in den 90ern gemacht. Von nun an wird recyclt. Liebe, Schmerz, Trauer, Hoffnung, Freude: Kann das alles jemals wieder so intensiv sein wie mit 14, 15, 16 oder 17? Ich hab Routine im Leiden und ich liebe nicht zum ersten Mal. Ich weiß, wie Trauer schmeckt. Und manchmal, grade an Tagen wie Silvester, denke ich an all die Momente, in denen Sachen für immer zum ersten Mal geschahen.
Wo warst du, als Jasmin Tabatabai in der Sonne lag und Another Sad Song sang?


Freitag, 30. Dezember 2005

Rettet die (Alltags-)Depression!

Für das Recht auf innere Dunkelheit!

"Depression" - was ist das? Laut Wikipedia eine "psychische Störung", mit der Symptome wie z.B. Gefühle der Minderwertigkeit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Müdigkeit, verringerte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, sinnloses Gedankenkreisen, langsameres Denken, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, vermindertes Gefühlsleben bis hin zur Unfähigkeit des Zeigens einer Gefühlsreaktion und verringertes sexuelles Interesse einhergehen. Nichtsdestotrotz sind all das Gefühle oder Zustände, die wir alle mehr oder minder selber kennen.
Ich kenne viele, die so wie ich nächtens am offenen Fenster sitzen, rausstarren, nachdenken und einfach traurig sind. Nicht betroffen, nein. Purest sadness. Worüber? Im Zweifel über alles, aber es findet sich immer etwas, worunter man leiden kann.
Die Frage ist: Ist es falsch, traurig zu sein? Ist (blinde) Glückseligkeit in dieser Gesellschaft die einzig legitimierte Stimmung? Darf man grundlos glücklich, aber nicht grundlos traurig sein? In der Klinik, in der ich arbeite, haben wir weitaus mehr Menschen, die mit der Diagnose der "Depression" kommen, als Patienten mit einer "Manie". Mit letzterer kommen sie erst zu uns, wenn sie (die Manie) die anderen Menschen herum stört (soll heißen: Wenn die Patienten dauernd lachen und tanzen und lauthals singend und jubelnd durch die Straßen gehen). Aber wieviele "Depressive" stören ihr Umfeld? Wer sich mit diesem Erkrankungsbild auseinandersetzt, wird mir zustimmen, wenn ich sage: Eine Minorität.
Ich finde: Man muss einfach unterscheiden! Man darf nicht jeden in sich gekehrten Menschen gleich als depressiv bezeichnen. Und vor allem: Man sollte vorsichtig mit der Bezeichnung "Depression" umgehen. Warum? Dient eine Begriffserstellung und die damit verbundene Definition nicht primär dem Ziel, etwas zu erklären? Werden damit nicht sämtliche weitere Erklärungsansätze des Zustandes der "betroffenen" Person nicht überflüssig? => "Was hast du?" - "Ach, lass den, der hat wieder seine Depressionen, nichts weiter!"
Wie weit kann man Menschen damit helfen?
Ohne Frage, es gibt sicher Depressionen, die das sind, als was sie definiert sind: Eine psychische Störung, eine grundlose und sinnlose Traurigkeit, eine Erkrankung. Doch wieviele der diagnostizierten oder erklärten "Depressionen" sind das? Man muss separieren, es geht nicht anders. Doch wo zieht man die Trennungslinie? Ich weiß es nicht.

Für das Recht auf Traurigkeit!


"Ich habe all meine Gläser zerschlagen,
ich hab all meine Gläser zerschlagen.
Jetzt trink ich aus der Flasche.

Ich habe noch ein Streichholz gefunden,
noch ein letztes Streichholz gefunden.
Jetzt sitze ich im Licht
und kann meiner verwundeten Hände verbinden."


"Die ganze Wahrheit, wenn ich mich entferne:"

"...Vermisst die Sonne etwa den Mond und die Sterne?"

Heimatdorf: Der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung I
Vor wenigen Tagen trieb es mich wieder zurück in die gute alte Heimat; besser: Nach Astfeld. Diese kleine Idylle in der Nähe der Harzrandstadt Goslar (wo Erik von Kettcar herkommt) und Wolfshagen (wo Sometree herkommen). Diese Hauptstadt des Spießertums. Dieses Gefühl, durch dieses Dorf zu gehen, ist unbeschreiblich. Man stapft durch den knirschenden Schnee, den Walkman im Ohr, Sonne im Herzen. So auch, als ich mal schnell rüber wollte zu meiner Schwester (die sich gerade bei meinem Vater befand). Plötzlich erklang aus den Ohrstöpseln "Bonzo goes to Bitburg" (Ramones). Ja, da schlägt das Herz selbst an so einem eisigen Wintertag höher. Durch den Schnee tanzend machte ich mich auf, zu meiner Schwester, um sie auf einen kleinen Schneespaziergang mitzunehmen. Und während ich so durch diese weiße Landschaft ging; besser: tanzte, spürte ich von allen Seiten Blicke hinter Vorhängen, die mich musterten. Hatte ich etwa laut mitgesungen? Maybe.
Auf dem Rückweg (mit Schwester) musste ich laut loslachen, als ich den Schnee vor uns sah. Beziehungsweise: Als ich meine Spuren sah, die wirklich alles andere als straight den Weg langführen, sondern eher den Spuren einer 13jährigen glichen, die von ihrem großen Schwarm zum ersten Mal angelächelt wurde. Und wie ich da so stand, meine Schwester an der Hand, und laut loslachte, spürte ich wieder, wie die Vorhänge zurückgezogen wurden und böse Blicke auf mir lasteten. Ich habe gegen eines der Gebote verstoßen: Im Dorf gelacht.
Dreieinhalb Jahre wohne ich nicht mehr in Astfeld, über sechszehn Jahre verbrachte ich dort. Wenn ich jetzt in den kleinen Laden komme, um Brötchen zu kaufen, verstummen plötzlich alle Gespräche, die Mienen vereisen, die kalten Blicke ruhen auf mir. Die Hollywood'schen Vorstadtfilme sind nicht ganz so realistätsfern. Ich frage mich nur: Ist das so, weil sie mich nicht mehr erkennen, oder ist es so, weil sie mich erkennen (ich aber nicht mehr einer der ihren bin)?
Ich meine, ich bin wahrscheinlich nicht viel besser, setze ich doch so viel an der Vermeidung sämtlicher Kontakte mit diesen Menschen.
"Wann bist du fertig mit deiner Ausbildung, Stephan?"
- "Im Sommer."
"Oh, fein. Und danach? Ziehst du zurück?"
- "Hierher?"
"Ja."
- "Bestimmt nicht"
"Wieso nicht? Fandest du es hier nicht immer schön?"
- "Ja, aber ich habe keine Lust, so abgeschnitten von allem zu sein. (Außerdem hasse ich Menschen wie sie. Ich bete zu Gott, niemals wieder eine Nachbarin wie sie zu haben, die bei jedem Husten gleich an die Wand klopft, die sich sofort beschwert, wenn man zu laut die Treppe hochrennt - Menschen wie sie, die einem einfach nur die Kindheit versauen. Mögen sie in der Hölle brennen). Außerdem stören mich hier so manche Menschen..."

Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen das Dorf, es könnte der schönste Platz auf Erden sein: Wären die Einwohner nicht. Ich genieße im Sommer die Zeit, die ich da bin, die Sonnenuntergänge und Spaziergänge durch den Wald - alleine!

Zehn Punkte für den Menschen, der mich versteht.


Dienstag, 27. Dezember 2005

"Vom Versuch, das mit Würde zu schaffen..."

Gott verdamm's.
Für alle, die hier in den letzten Stunden reingeschaut haben, und sich wunderten, wieso sich hier alle paar Minuten mal Farbe, gesamtes Layout, Schriftgröße und all der Quark ändert: Ich versuche hier ein Meisterwerk zu schaffen. Naja gut. Wenn auch nicht Meisterwerk, so zumindest aber ein halbwegs annehmbares Blog. Wenn es den auch nur halbwegs so korrekt aussähe wie das vom Cappui, dann wäre ich mehr als zufrieden. Teufel...


"Rohe Weihnachten"

...und ein gesegnetes Fest.
Jaha, da ist es wieder: Das alljährliche Fest, dessen Wiederkehr so sicher wie die Gezeiten ist. Die Zeit, in der die Suizid-Rate und der Gewinn der Geschäfte wieder enorm steigen wird. Die Zeit, in der hunderte von Kinderaugen abends, am 23.12. sehnsüchtig aus dem Fenster schauen und hoffen, dass es über Nacht schneien wird. Das tut es natürlich auch - zumindest in den Spielfilmen, die wie jedes Jahr laufen. Warum auch nicht, sind sie doch erfolgsverspechend. Hey, ich schau "Die Geister, die ich rief" auch gerne, was soll's.
Ja, wenn etwas nie aus der Mode kommen wird, dann sind es blondiertes Haar und Weihnachtsfilme. Sollte Hollywood mal wieder Stoff für einen neuen Weihnachtsfilm suchen, ihn dem weder Santa Clause noch ein reicher Geizkragen, der später eines besseren belehrt wird, vorkommen - hier ist mein Vorschlag! Er beruht auf eine wahrhaftige Geschichte:

Die Leiden des jungen Werthers Bekos.
Am Morgen des Heiligen Abends beschloss ich, mich wie fast jeden Morgen behende aus dem Bett zu schwingen. Auf dem Weg zum Badezimmer trat ich versehentlicherweise schlaftrunken auf den Schwanz meiner Katze. Diese honorierte das (chronologisch) mit Schreien, Beißen (in den Zeh!), und Fauchen. Himmelfluchend humpelte ich in das Badezimmer. Die Zanpasta verfehlte knapp die Zahnbürste - was soll's, mach's dir neben dem anderen Zahnpastafleck auf dem Boden gemütlich, liebes Beißerchenreinigungsmittel. Weiter ging es (irgendwann) in der Küche: Ich beschloss, mir eine ordentliche Kniffte zu buttern (eine Scheibe Graubrot mit dem gar vorzüglichen Buko Mexicana zu bestreichen). Ich biss herzhaft in das Brot ...kaute...kaute...überlegte...kaute..überlegte...kaute...schaute mir das Brot an: Schimmel! Menschen, die mich näher kennen, wissen, dass ich so ziemlich alles ertrage: Fünf Tage alten (zum Himmel stinkenden) Urin, Scheiße, Kotze (ja, man könnte neben mir kotzen, ich würde ohne mit der Wimper zu zucken weiteressen), Eiter, was-auch-immer. Nur bei einer Sache kommt mir das Kotzen: Schimmel. Nichts ist ekliger als Schimmel. Naja, und genau das tat ich dann auch: Kotzen! Hallo, Kloschüssel.
Draußen vor der Tür - ich wollte noch Schokolade für meine Großmutter kaufen (ungelogen!) - bekam ich erstmal auf die Fresse. Man möge mir meine Übertreibung verzeihen: Ich bekam welche mit der flachen Hand auf die Wange gezimmert. Es mag einem unchristlich erscheinen, dass ich nciht alsbald die zweite Wange hinhielt, aber ich musste diesen Schock dann doch erstmal verdauen: Da stand dieser gut zwei Köpfe kleinere Gnom vor mir, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, ballerte mir eine und keifte was von seiner Freundin (oder Exfreundin). Und verdammt, er war alles andere als nüchtern (sonst hätte er sich das wahrscheinlich gar nicht getraut). In Sekundenbruchteilen entschied ich zwischen "Gib ihm welche vor den Latz" oder "Hey, lös das, wie es sich für einen zivilierten Menschen ziemt"... Nach einer kurzen und ziemlich aggressiven verbalen Auseinandersetzung stellte sich heraus, dass der Typ mich verwechselt hatte, mit 'nem Kerl, der ihm die Freundin ausgespannt hatte. Naja, wenn ich mir den Pimpf so ansah, wird der Kerl leichtes Spiel gehabt haben. Und kein Wunder, dass er mich verwechselt hat. so breit, wie der war.
Nachdem die Schokolade gekauft war, sattelte ich die Pferde, um zur Arbeit zu fahren. Krippenspiel im Klinikum, und ich half. Als ehemaliger Singlehaushaltsbewohenr hatte ich eine Kochplatte (ihr kennt diese Dinger, die man einfach in die Steckdose steckt) zuhause, die wir dringend für den Punsch (alkoholfrei!) benötigten. Endlich war ich auch mal wichtig.
Nach dem Krippenspiel sollte es direkt zum Bahnhof gehen, von da aus mit dem Zug nach Goslar und dann nach Astfeld. So weit, so gut, die Sachen wurden gepackt, die Steifel geschnürt. Schnell noch alle Geschenke für die liebe cverwandschaft eingepackt, die Herdplatte ("scheiße, die wiegt schon ganz schön was") in die Plastiktüte gepackt und zur S-Bahn-Statuion gewetzt - ich war ohnehin schon spät dran. Mit einem Mal (ich sah die S-Bahn schon per Schulterblick) wurde die Plastiktüte zu meiner linken sehr leicht und ich hörte ein markerschüttenders "Plonk!". Und da lag sie auf dem Gehweg, die Kochplatte. Unterm Arm nehmen kam nicht in Frage bei diesem unhandlichen Ding, ich hatte zuviel Gepäck dabei...also ab, zurück in die Wohnung. Dort nochmal schnell eine neue, stabilere Plastiktüte gegriffen und zwischenzeitlich die Straßenbahn erpasst. Schnell nochmal ein gedanklicher Check: Alles eingepackt? Bestimmt. Naja, dann also auf zur nächsten Straßenbahn.
Als die dann endlich ankam und ich meinen Platz gefunden hatte, mit genug Freiheit, um mein ganzes Gedöns zu verstauen, hörte ich eine Stimme, die durch Mark und Bein ging, rufen: "Die Fahrkarten bitte!" Blitzschnell überlegte ich: "Beko, hast du deine Fahrkarte eingesteckt???" - Natürlich hatte ich es nicht. Hurra, Hallelujah, frohes Fest.
Von der S-Bahn dann in den Bus. Ja, der Busfahrer hatte es nicht eilig, mich zur Arbeit zu fahren, man merkte es. Irgendwann sagte er nur kurz: "Leider haben wir einen Desfekt am rechten vorderen Reifen, die Fahrt endet leider hier. Aber ein Ersatzbus ist unterwegs..." Ja, herrlich. Nun,als dann endlich der Ersatzbus eintraf, hatte dieser es auch nicht wirklich eilig. Dann setzten sich noch ein paar besoffene Idioten zu mir und sülzten mich voll. Zwar freundschaftlich (ich konnte mich einer liebevollen Umarmung gerade so entziehen), aber halt nur nervig, wie es alkoholisierte Menschen meist sind. Als ich auf der Arbeit ankam, war ich am Ende. Zum Glück lagen nur 2,5 Stunden Arbeit vor mir.
Während der Arbeit fiel mir ein, dass ich das Geschenk für meine beste Freundin vergessen hatte...großes Klasse. Zusammen mit der Tatsache, dass ich mich wie nichts Gutes hätte abhetzen müssen, um den letzten Zug zu bekommen und ich vier Kolmeter mit vollem Gepäsck zu Füßen gehen müsste, war das der Grund, warum ich dann Heiligabend doch lieber alleine mit DVDs, meinen beiden Katzen, Fanta und einer Kerze verbrachte.
Das war mein Heiligabend (und nichts ist erlogen).

P.S.: Am nächsten Tag fuhr ich dann absolut relaxed und entspannt (mit Geschenk für beste Freundin und Fahrkarte) nach Goslar/Astfeld und habe zwei sehr schöne Tage gehabt. Doch noch. Zum Glück. :D

Frohes Fest (bzw das, was noch davon übrig ist [nämlich garnichts, ich sehe grade, der neue Tag hat schon begonnen]) Euch allen!


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Lone - 24. Feb, 19:11
God damn it.
Der Kerl heißt ja "McClane" und nicht "McLane". :(
Lone - 21. Feb, 17:45
Heiliger Shice!
Lone - 21. Feb, 15:13
öööööhm?
Wie war das gedacht mit einem Beitrag wöchentlich?...
Lone - 25. Dez, 15:58


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