Mittwoch, 9. August 2006

So alt wie nötig. So jung wie möglich.

Die Befürchtung schlief wie ein Vulkan.
Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil ich mal wieder nichts gehört hatte. Langsam stieg ich aus dem Bett, die Hände tasteten im Dunkel nach der Taschenlampe. Hätte ich das Licht angemacht, so hätten sie sich - sollten sie tatsächlich noch existent sein - verkrümelt, bevor mein Auge sie erblicken könnte. So stand ich da, mitten im dunklen Zimmer, die Taschenlampe in der Hand festkrallend, mich zu allen Seiten umsehend. Ein einsames Auto fuhr draußen auf der Straße vor meinem Haus vorbei. Die Schatten, die es in meinem Zimmer hinterließ, wirkten weder komisch noch gespentisch oder seltsam. Ich kniete mich vors Bett - keine Augen blitzten mich an. Ich machte schnell die Taschenlampe an, doch es war kein Monster zu sehen.
Resigniert stand ich auf und ging zum Lichtschalter. Ein Blick durch den um drei Uhr morgens künstlich erhellten Raum: Nichts sonderbares zu erklicken. Ich öffnete den Kleiderschrank, um zu schauen, ob der Drache mit dem Husten noch da ist, den ich seit Jahren vermisste. Doch auch im Schrank herrschte nur gähnende Leere bzw penible Ordentlichkeit. Ich durchwühlte das ganze Zimmer nach Feen und Elfen, Hexen und Zwergen, Dinosauriern und Außerirdischen, doch ich fand: Nichts. Als ich aufgab, fiel mir ein zusammengerollter Zettel in die Hände. Ich hoffte auf eine Schatzkarte und rollte das Papier mit zitternden Händen aus. Meine Blicke folgten den Buchstaben, und nach den Blicken kam die Enttäuschung: Es war keine Schatzkarte, nein, es war nur ein einziger Satz darauf zu lesen:
Du bist alt geworden.

Gestern Abend, beim Aufräumen, fand ich ein altes Buch. Der Schutzumschlag war schon abgenutzt, und auch die Seiten wirken abgegriffen und waren teilweise eingerissen. Ich pustete den Staub weg, der in einer dichten Wolke zu allen Seiten stob. Ich fuhr über diese alten Seiten und Erinnerungen kämpften sich durch das Dickicht meines Gedächtnisses, um dann in Form salziger Tropfen aus meinen Augen heraus die Wangen herabzulaufen. Ich holte tief Luft und war bereit für den Kampf und den Krieg; die Schlacht, die ich mit den Helden dieser Seiten bereits vor vielen Jahren schon vielfach gewann.
Die Zeit schwamm vorbei und die Gestirne folgten ihrem Lauf: Der Mond löste die Sonne ab, und mit ihm kamen die Sterne. Ich lag in meinem Bett, die Bettdecke über den Kopf gezogen, die Taschenlampe in der Hand auf die Seiten gerichtet. Die Augen folgten den Lettern, die sich in meinem Kopf zu Wörtern, Sätzen, Geschichten formten. Plötzlich hielt ich inne: ein Geräusch! Was mag das gewesen sein? Hoffentlich nicht Mama, ich darf um diese Uhrzeit nicht mehr lesen. Doch dann wurde mir bewusst, dass ich seit nunmehr vier Jahren nicht mehr bei meinen Eltern wohne. Die Erkenntnis ließ mich schmunzeln.
Ich gab mich wieder den Seiten hin, tauchte in die Druckerschwärze, nahm das Schwert in die Hand und folgte den tapferen Recken. Stunden wurden zu Minuten und die Zeit an sich ein Meer, in das die Minuten wie ein Wasserfall hineinrauschten. Mit dem letzten Satz fing mein Herz an, wieder langsamer zu schlagen. Ich grinste und schlug die Decke zur Seite, um das Buch wegzulegen. "Sicher ist es schon sehr spät", dachte ich mir, "ich sollte längst schlafen". Als ich noch einmal zum Schrank ging, um mir für den nächsten Tag Sachen zurechtzulegen, kamen mir plötzlich Schimpftiraden entgegen.

"Eine Frechheit!" fauchte es aus dem Schrank. "Mich zu dieser unchristlichen Zeit zu wecken! Auch ich habe meinen Schlaf verdient!" Ich wollte meinen Augen nicht glauben, doch wie zum Beweis hustete es aus dem Schrank heraus: Dort saß, zwischen meinen Pullovern und den Inlinern, zwischen e-Gitarrenverstärker und T-Shirts der hustenden Drache. Wir blickten uns lange in die Augen. Er schmunzelte und ich wusste, er könnte mir nie böse sein. Wir fielen uns in die Arme. Alte Liebe rostet nicht.
Ich machte das Licht an und traute meinen Augen nicht. Dort oben, auf dem Schrank, saßen sie, in Reih und Glied: Die Feen, die Elfen, die Gespenster und alle winkten mir zu. Selbst die Monster unter dem Bett waren da, es hab ein großes Hallo. Man lag sich in den Armen, man lachte und tanzte; auch so manche Träne wurde aus dem Augenwinkel gewischt. Dann kam ich endlich zu der Gelegenheit, diese Fragen zu stellen, die mir so lange unter den Nägeln brannten: "Wo wart ihr? Warum seid ihr gegangen? Was ist passiert?"
"Wir sind nie gegangen", sprach das Monster, das immer noch unter dem Bett kauerte, "Du bist nur blind gewesen."
"Ja!" rief daraufhin ein Troll, der es sich in meinem Bettwäschestapel gemütlich gemacht hatte. "Wir haben Dich so oft gerufen, an Deiner Kleidung gezerrt und Dir in die Nase gezwickt, doch Du schienst uns zu ignorieren. Die meisten von uns waren nie weggewesen."
"Ja, die meisten von uns", fügte eine Elfe beteuernd hinzu, "aber nicht alle. Manche von uns sind wirklich gegangen. Was sollten wir tun? Die Ordnung in Deinem Kopf hätte uns krank gemacht, diese Aktenschränke, Schubladen, Sortierungen sind nicht unsere Welt."

Mit Tränen in den Augen gelobte ich Besserung, und die warmen Körper meiner Freunde, ihre Umarmungen und Küsse auf der Stirn zeigten mir, dass sie mir verziehen.


Sonntag, 6. August 2006

As happy as a man can be.

Man mag sagen: "Der Beko hat schon seit fast einer Woche nichts mehr geschrieben." "Der Blog ist tot! Der Blog ist tot!" mag sogar das eine oder andere Seelchen ausrufen.
Nun ja, was soll ich sagen, außer: Keine Zeit!
Mein Tag besteht aus essen, schlafen, trinken, Freundin (never mind the order), ab und zu dazwischen auch nochmal atmen. Ich war seit einer Woche nicht mehr zuhause, (außer schnell & sporadisch, um die Katzen zu füttern, den Briefkasten zu leeren, die Mails zu checken). Und es geht mir gut so.

Ja, falls ihr die Sonnenseite des Lebens sucht: Ihr findet sie bei mir. Neue tolle Tonträger, eine tolle Arbeit, eine noch tollere Freundin, die letzten acht Tage keine Rechnung im Briefkasten, die Fanta dank Kühlschrank wohltemperiert...herrlich!

Im Radio läuft irgendein Song, klingt nach Roxette. "I'm spending my time watching the sun go down" oder so wird da gesungen...keine Ahnung, wie der heißt.


Samstag, 5. August 2006

Familienfotos.

Ein letzter Zug an der Zigarette, bevor sie die Kippe an der Hauswand ausdrückt. Ihre Freundinnen - die alle rauchen - haben ihr gesagt, es wirke asozial, wenn sie selbstgedrehte Zigaretten raucht. Der Gedanke daran lässt sie lächeln, für einen kurzen Augenblick zeichnen sich die Züge eines blühenden Lebens auf ihrem erkalteten Gesicht ab.
Dort oben sitzt sie, auf der Fensterbank, hinunterstarrend. In die Nacht starrend. In die Ferne starrend. Sie wartet auf die Nacht, vielleicht auf den nächsten Tag. Darauf, dass sich etwas ändert. Oder vielleicht sogar alles.
Im Radio läuft ein Song, irgendwas von The Fugees. Sie steht vom Fensterbrett auf; langsam, ein Bein nach dem anderen. Mit einer beläufigen Handbewegung dreht sie das Radio leiser und geht zur Tür. Das Ohr an die Tür gepresst, den Atem anhaltend, lauscht sie dem Spektakel, dem allabendlichen Schauspiel. Klänge es nicht zu makaber, so wäre man durchaus geneigt, es als Zeremonie zu bezeichnen.
Sie hört Wortfetzen, aus beiden Mündern. Gerede, Geschreie, Geschimpfe. Als sie zur Tür ging, wusste sie, was sie hören würde. Und trotzdem klammerte sie sich an die Hoffnung, an diesen kleinen Silberstreif. Das bange Hoffen, dass es diesen Abend anders sein würde, als all die Abende zuvor. Türen werden geknallt, Geschirr zerschmissen. Es ist immer wieder anders, und doch seit langem kein Unterschied mehr zu erkennen.
Sie dreht das Radio wieder lauter: "One" von U2. Früher hatte ihre Mutter diesen Song geliebt. Und sie hatte es geliebt, ihrer Mutter dabei zuzusehen, wie sie in der Küche stand und diesen Song sang. Doch heute, so viele Jahre später, erscheint ihr der Song wie der reinste Hohn: "We got to carry each other"...

Sie kramt in ihrer Hosentasche und zieht ein Päckchen Tabak heraus, und kurz darauf ein paar Blättchen. Im Stehen dreht sie sich eine weitere Zigarette. Während die Zunge über die Gummierung das Blättchens fährt, streift ihr Blick durchs Zimmer. Dort, über dem Fernseher, hängt ein Poster von Ronan Keating, die linke obere Ecke hat sich vor einigen Wochen schon von der Wand abgelöst. Sie hatte auch schon einmal daran gedacht, das Poster wieder richtig zu befestigen, doch irgendwie gefällt es ihr so. Ihr Blick streift über die Regale mit den verstaubten Büchern, die sie nur vom Titel her kennt, und verharrt für kurze Augenblicke im Spiegel, der ihr gegenüber hängt. Sie blickt in die leeren Augen eines 14jährigen Mädchens, das auf verhängnisvolle Art und Weise stark gealtert schien. Die Ringe unter ihren Augen, die nicht nur vom Schlafmangel kamen, könnten nicht nur Geschichten - nein! - sondern ganze Märchen erzählen. Märchen von einer Prinzessin, gefangen in einem Turm. Die Prinzen sind schon lange tot und sie hofft immer noch auf die Ankunft eines selbigen.

Like a Rolling Stone.


Ich habe dem System noch nicht verziehen.


Dienstag, 1. August 2006

Soll das hier wirklich Dein Vietnam sein?

"Auf einmal meldet sich Dein Humor,
meint nur: »Hey, noch bist Du nicht tot!«"
(Rantanplan, "Großversuch in Sachen Leben")

"»Bis dann!« rief dein letzter bester Freund.
»Schon gut!« meinte deine Ex zum Schluss.
Vielleicht hast du's immer schon gewusst -
was soll's, ist ja alles gut gemeint.
Bestimmt,es geht anderen noch viel schlechter.
Vielleicht wirst du nie nach Hause kommen -
ist ja auch egal, genau genommen.
Was bleibt ist der Witz und dein Gelächter.
Was bleibt ist der Witz und dein Gelächter."
(Rantanplan, "Großversuch [in Sachen Leben)"]

"Lachen kann so leicht sein, wenn man genügend oder gar keine Gründe hat."
(Muff Potter, "Die Hymne")


Montag, 31. Juli 2006

Sitzplatzausmachmännchen!

Keine Feier ohne Geier - und wenn ich schon mal ein Stöckchen zugeworfen bekomme (Schuld daran ist übrigens LaGöttin):

Warum bloggst du?
Ich würde gerne sagen: "Nur für mich", denn es würde mich und mein Vorgehen recht idealistisch wirken lassen. Doch ich möchte ehrlich sein: Zu 60% für mich, zu 40% für meine Schäfchen da draußen. Sehr viel von dem, was ich hier von mir gebe, verfasse ich, weil ich der Meinung bin, dass es einfach gemacht und gesagt werden muss. Der Ausmaß jedoch, das Benutzen stilistischer Mittel, das Formatieren des Textes, das Feilen & Stylen, das Probieren & Arrangieren mach ich im Grunde für jene, die es zu schätzen wissen. Davon scheint es einige zu geben. Und eben dieses macht mich froh.
Nichtsdestotrotz nutze ich den Blog auch als selbsttherapeutisches Mittel. Blogs sparen Psychiater.

Im Geist bin ich andauernd am Blogbeiträge verfassen. Meist sind es Situationen, in denen ich mich befinde; Sätze, die ich lese oder die mir in den Sinn kommen; Dinge, die mir durch den Kopf gehen. Dann denke ich mir: "Verdammt, damit musst Du was machen...!" Und da ich keine Lieder schreiben kann...


Seit wann bloggst du?
Der Blog wurde am 26.09.2005 erstellt, der erste Eintrag am 21.11.2005 verfasst. Ich würde aber sagen, dass ich erst mit dem Eintrag "Rohe Weihnachten" wirklich in der hier gewohnten Art und Weise zu bloggen begann.


Selbstportrait
Ich verweise auf die Bilderalben hier im Blog, vor allem aber auf jenes, welches auf den zarten Titel "Beko" hört.
Des Weiteren sagt dieser Blog mehr über mich aus, als es das gesprochene Wort je zu schaffen vermag.


Warum lesen deine Leser deinen Blog?
Ich bekomme häufig - meist per ICQ oder Mail, ab und an auch hier im Blog - Leserzusprüche und weiß (dank dem Blogcounter), dass mein Blog sehr stark frequentiert ist.
Ich nehme einfach mal an, dass es daran liegt, dass ich für (fast) jeden Geschmack etwas zu bieten habe: Hier und da ein Augenzwinkern, gern mal 'nen Schenkelklopfer, eine Messerspitze Ironie & Sarkasmus (ja, ich benutze große Messer), eine Prise Provokation, 20g Wut, nach Geschmack etwas Trauer & Depression, einen guten Schuss Musik. Das ganze mit bestmöglicher Rhetorik verühren, auf kleiner Flamme köcheln lassen und zum geeigneten Zeitpunkt servieren.
Vor allem: Ehrlich sein (was den groben Inhalt/Meinungen angeht), lügen (um ein möglichst rundes rhetorisches Werk zu schaffen), übertreiben (wichtigstes Werkzeug der Ironie & des Sarkasmusses).
Viele sagen, sie mögen meinen Stil und wie ich "nahezu mit den Satzzeichen tanze". (Christin)

"Wollt dir nur sagen, dass deine Blogeinträge echt immer groß sind. Vielen Dank für die ganzen schönen Worte und Gedanken immer." (O-Ton Niklas Kindhäuser)


Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam?
"So ein Mann so ein Mann Akkorde"


Welcher Deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?
MIr fallen da zwei ein:
"»Sind Sie vielleicht auch seelisch divergent, mein Freund?«"
"Neues aus dem Supermarkt."
Bei diesen beiden Einträgen handelt es sich meines Erachtens um die beiden besten, die ich je verfasst habe.

Zuviel Aufmerksamkeit erhielt - retrospektiv - folgender Blogeintrag:
"»Bring Deine bescheuerten Freunde mit - wir haben was zu klären.«"
Toller Titel, ein toller letzter Absatz... Der Rest ist - wenngleich er inhaltlich seine Berechtigung hat - rhetorischer Sondermüll.

Wenn es einen Blogeintrag eines anderen Bloggers gibt, der zu Unrecht zuwenig Aufmerksamkeit bekam, dann ist es ohne Frage "Krieg der Kalotten" von Bocian. Ich lese sehr viele Blogs und dieser Beitrag ist zweifelsohne das Beste, was ich die letzten zwei Monate lesen durfte. Es stimmt einfach alles: Linearer Handlungstrang, toll geschrieben, ein leichtes Spiel mit Satzzeichen, klasse Schluss.


Dein aktuelles Lieblingsblog?
Ich würde sagen David Ramirer. Ich bin ein großer Fan seiner Fotos.


Welches Blog hast du zuletzt gelesen?
Des Zivis Blog / Barfuss


Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?
Wer erklärt mir, was Feeds sind?


An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?
An Butzzze, bevor sein Blog mangels Inhalts stirbt.
An Lone, meinen Mitbewohner, weil er kein Instrument spielen kann. Und weil sein Blog, ähnlich wie bei Butzzze, künstlich am Leben gehalten werden muss.
An Anna, weil sie immer noch den Blog mit den ansprechendsten Farben hat. Schüchtern; nahezu jungfräulich.
An Brötchen, weil ich seinen Blog gerne reanimieren würde...


Freitag, 28. Juli 2006

Lieblingsjahreszeiten, einfahrende Züge und ein mittelamerikanischer Staat (Werbung für die gute Sache).

Es muss so im April gewesen sein, doch sicher bin ich mir nicht. Geplagt vom Kummer und vom Alleinsein (das eine bedingt das andere) verbrachte ich mehr Zeit im dunklen Zimmer bei meiner Stereoanlage als irgendwo sonst. Und an einem dieser finsteren Apriltage (für alle anderen schien die Sonne, zumindest kam es mir so vor) gab mir Niklas den Link zu einem seiner selbstgeschriebenen Songs: Panama. Von da an waren die dunklen Tage noch ein gutes Stück dunkler, die Nächte um vier Akkorde trauriger.
Im Leid vereint fanden sich Niklas und meine Wenigkeit in einer ähnlichen Situation wieder: Verlassen. Ein schweres Wort, dessen Inhalt noch tausendmal schwerer als sein Klang wiegt. Im stillen Einverständnis einigten wir uns auf die Quintessenz sämtlicher Lieben(den): The good guys have to win.

Und jetzt stellt Ihr zu Recht die Frage: Who the fuck is Niklas?
Doch ich wäre nicht Euer Lieblingsbeko, ließe ich Euch Schnatterinchens und Pittiplatschs dieser Welt in Eurem Unwissen allein. Nein, mit der großen Geste und einem seichten Lächeln kläre ich Euch auf:
Niklas Kindhäuser ist ein 21jähriger Jurastudent (hey: Nobody's perfect), dessen musikalische Wurzeln im südkalifornischen Punk (alá Bad Religion / NoFX / Anti-Flag) liegen. Beeinflusst durch die Aussage dieser Bands gepaart mit dem Melodienbewusstsein von Bands wie The Weakerthans, Death Cab for Cutie, Nada Surf und der Melancholie von Singer/Songwritern wie Rocky Votolato und Elliott Smith entschied er sich vor drei Jahren, selbst zum Sechssaiter zu greifen.

Niklas, der den Ehrgeiz mit dem großen Löffel isst, fand sich kurze Zeit später in zwei Bands wieder: The Blue Croquettes (Punkrock) und Your Favourite Season (Akustikpop). Besonders letztere - die übrigens bereits ein Album veröffentlicht haben - schafften es, eine kleine Fangemeinde um sich zu scharen.
Doch der Bonner mit dem Riesenoutput schrieb nebenbei weiter einen Song nach dem anderen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. So lag der Entschluss nah, ein Soloalbum herauszubringen. Es wird voraussichtlich auf den zerbrechlichen Namen "The story of glass" hören.

Ein Song, der mir - wie eingangs bereits erwähnt - sehr am Herzen liegt, ist mittlerweile in einer Demoversion fertiggestellt: Panama! Ladet ihn Euch runter, hört ihn Euch an und sagt, was ihr davon haltet.
In Niklas Blog wird übrigens wöchentlich ein weiterer Demo-Song veröffentlicht, und ihr seid herzlich eingeladen und aufgefordert, Euch diese Songs anzuhören und Eure Meinung/Kritik/Verbesserungsvorschläge zu hinterlassen.

Warum ich all das hier mache? Weil ich seine Musik liebe. Weil die Songs großartig sind. Weil es - verdammt nochtmal - um Liebe geht. Und weil ich den Kerl in zwei Jahren mit seiner Band live sehen will und zur Bandversion von "Panama" hüpfen will, wenn am Schluss die Trompeten einsetzen - oder meine Freundin im Arm halten will, wenn er am Bühnenrand hockend "XO" spielt...


Niklas' Blog
Your Favourite Season Website
Your Favourite Season MySpace


Und man würde mich nicht den Zitatemann nennen, würde ich nicht mit selbigem abschließen, diesmal mit einem Lieblingszitat des Mannes, dessen Gitarre nur Moll zu kennen scheint:
"I hope this doesn't sound like I regret anything
but, you know, the only chords that come out when I play
are in minor and make girls cry.
But this is a happy song."

(Niklas Kindhäuser, "The last Song")


Donnerstag, 27. Juli 2006

Weiße Lilien im Fenster meines Großvaters.

Der Fluß der Zeit rief mich zurück (gestern) an den Ort, den man leicht übersieht (weil er nur stört). Ein langes Gespräch mit meiner Mutter über Vorahnungen und Vorfahren, über Menschen, über jene die ich nie kennenlernte und jene, die meine Mutter noch kennenlernen möchte. Die Zeit stand still in den wenigen Straßen dieses Dorfes. Alles schlich, was sich bewegte; alles flüsterte, was sprach.
Am nächsten Morgen (heute) ein Besuch meinerseits bei diesem 50 Jahre älteren, mir doch so vertrauten Mann. Gesenkten Hauptes die Straßen durchquert, die mir bekannt waren. Waren; nicht sind. Fragen, die einem in den Sinn kamen: Wünscht man herzliches Beileid, wenn man selbst Trauernder ist? Was sagt man in einer solchen Situation, wenn einem selbst doch die Worte fehlen? Aber leidete er nicht so unendlich viel mehr als ich?
Alles ergab sich von selbst, binnen Sekunden lagen sich zwei Männer unterschiedlicher Generationen mit Tränen in den Augen im Arm. In Trauer vereint. Ein Gespräch über das war war (viele Jahre vor meiner Geburt), über das war war (nach meiner Geburt) und über das, was war (in den letzten Wochen und Monaten). Sämtliche Erfolge der letzten Wochen meinerseits erschienen nicht mehr erwähnenswert.
Ein Blick durchs Zimmer und für einen Moment schien es mir wie ein dummer Irrtum: Alles sah aus wie immer, wie das letzte Mal vor wenigen Monaten, als ich hier war. Nichts schien sich verändert zu haben, es musste ein Fehler vorliegen. Gleich würde sie durch die Tür kommen, - vielleicht war sie auf Toilette oder im Garten oder Einkaufen - auf mich zugehen und mich begrüßen. Doch der kalte Schauer der Einsicht traf mich, hart und schwer: Die Tür ging nicht auf. Sie konnte schon lange nicht mehr gehen. Sie war seit Jahren nicht mehr einkaufen und im Garten. All das übernahm schon lange der Mann, der mir gegenüber saß. Und als hätte er meine Gedanken gelesen oder meinen hoffnungsvollen Blick zur Tür gesehen, schüttelte er mit dem Kopf. Und da fielen sie mir auf, die unerbittlichen Wächter der Zeit; Kalender und Uhr. Das Kalenderblatt wurde seit dem 23. nicht mehr abgerissen, sogar festgeklebt. Eine der Uhren stand auf kurz nach vier. Ein kalter Schauer machte sich zwischen meinen Schulterblättern breit.
Eine halbe Stunde später machten wir uns auf den Weg. Als ich durch das hölzerne Tor schritt, wurde mir bitterlich bewusst, dass ich hier seit vielen, vielen Jahren nicht mehr war. Und dass ich bis jetzt zum ersten Mal ohne sie hierhin kam: Früher (ich muss im Grundschul- / Orientierungsstufenalter gewesen sein), kam ich regelmäßig mit ihr hierher. Wir (sie!) kümmerten uns um das Grab einer Person, die ich nie kennengelernt hatte.
Und dennoch war sie hier: Sie wartete, nur wenige Schritte voraus, in unerbittlicher Ruhe, und harrte unserer Ankunft. Ein viel zu kleiner Raum, eine handvoll viel zu kleiner Menschen und eine viel zu große Holzkiste. Ohnmacht und Unmacht gaben sich die Hand. Konfuse Gedanken - Abwehrreaktionen und Verdrängungsstrategien! - schossen einem durch den Kopf: "Ein unschöner Raum, als wolle er dieses Dorf repräsentieren." Und mir wurde klar: Hier möchte ich nicht - nie! - landen. Nicht auf diesem Feld in diesem Ort.

An manchen Tagen hat die Sonne einfach kein Recht, zu scheinen.


Dienstag, 25. Juli 2006

Neues vom Mixtaper I

"You've got wits, you've got looks, you've got passion -
but are you brave enough to leave with me tonight?"

(Dashboard Confessional, "As lovers go")

Ja, der Mixtaper vorm Herrn hat wieder zugeschlagen und präsentiert hier sein neuestes Werk.

»You came to save me, didn't you?«

Cover


SIDE A: »Close your eyes & lean your head on me«
01New Found GloryMy heart will go on
02Muff PotterAlles was ich brauch
03Okkervil RiverThe latest tough
04Billy BraggTank Park Salute
05Elliott SmithBetween the bars
06LiquidoNarcotic
07Greg GraffinElements
08MaritimeI'm not afraid
09Kings of ConvenienceHomesick (live)
10ClickClickDeckerSie sammeln Zucker? Ich auch!
11Maximilian HeckerAnaesthesia
12Death Cab for CutieI will follow you into the dark



SIDE B: »I can be your John Cusack«
01Bowling for Soup...Baby one more time
02Counting CrowsColorblind
03Muff PotterWenn dann das hier
04Fall Out BoyHonorable Mention
05Dashboard ConfessionalAs lovers go
06Jimmy Eat WorldFor me this is heaven
07Elliott SmithRose Parade
08Judith HolofernesKamikazefliege
09Fliehende StürmeUmarmung
10The Postal ServiceBe still my heart
11TocotronicGott sei Dank haben wir beide uns gehabt
12The CranberriesWhen you're gone

Selbstverfreilich habe ich nichts gegen Kommentare und/oder Kritik...


Ein zu enges T-Shirt aus meiner Feder.

Ich stelle immer wieder fest: Einen (Lied-)Text zu schreiben, ohne vorher eine (zumindest grobe) Gitarrenmelodie zu haben, ist wie ein zu enges selbstbemaltes T-Shirt. Es ist schön anzusehen. Aber nutzlos. Und natürlich kann man sich vorgaukeln, dass es reiche, sich daran mit Blicken zu erlaben, ja, dass man es sogar anderen zeigen könne. Doch wem sollte es passen?

Der großartigste Musiker bringt nichts als ein knochiges Gedicht, staubige Poesie zustande, wenn der Windhauch fehlt, auf dem die Wolken seiner Worte schweben mögen.


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pollon - 8. Apr, 04:28
In der Tat: Ohne Worte.
"Ich glaube an den friedlichen Protest und keine Tiere...
Lone - 24. Feb, 19:11
God damn it.
Der Kerl heißt ja "McClane" und nicht "McLane". :(
Lone - 21. Feb, 17:45
Heiliger Shice!
Lone - 21. Feb, 15:13
öööööhm?
Wie war das gedacht mit einem Beitrag wöchentlich?...
Lone - 25. Dez, 15:58


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